Gehälter: Im Detailhandel drohen Reallohn-Einbussen
Eine ETH-Umfrage besagt, dass im Handel Lohnerhöhungen von 1,6 bis 2,1 Prozent zu erwarten sind.
15.08.2022Bild von: santiago costa on UnsplashIm Schweizer Handel drohen reale Lohneinbussen: Dies deutet eine Erhebung der ETH-Konjunkturforschungsstelle an. In ihrem regelmässigen Survey unter 4'500 Schweizer Firmenchefs fragten die Kof-Forscher im Juli auch nach den Prognosen zu Löhnen und Inflation.
Resultat: Im Detailhandel erwarten die Unternehmen, dass die Bruttolöhne im kommenden Jahr um 1,6 Prozent steigen; im Grosshandel wird ein Lohn-Plus von 2,1 Prozent prognostiziert.
Damit liegen diese Erwartungen unter der Teuerungsrate, die – je nach Schätzung – um 3.1 bis 3.3 Prozent liegen dürfte.
Auch im Vergleich unter den Branchen liegen die Lohn-Prognosen der Unternehmen im Handel tief: In der Schweizer Privatwirtschaft erwarten die Chefs Lohnerhöhungen von 2,2 Prozent, so der Durchschnittswert.
Am deutlichsten könnte das Plus in der Gastro-Branche ausfallen: Hier erwarten die Unternehmen eine Lohnrunde im Bereich von 4,4 Prozent.
Auf der anderen Seite fordert die Gewerkschaft Syna für den Detailhandel in der Herbst-Lohnrunde eine Reallohn-Erhöhung von 2 Prozent. Denn immerhin sei dies eine Branche, die gut durch die Pandemie gekommen ist, so das Argument: Die grossen Arbeitgeber des Detailhandels wiesen eine solide finanzielle Substanz auf, welche sich nicht mit dem tiefen Niveau der Löhne vereinbaren lasse.
4'700 Stellen in 5 Unternehmen
Zudem verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen wegen der stetig längeren Öffnungszeiten hier stetig.
In die Waagschale werfen kann die Arbeitnehmerseite zudem den Personalmangel, der auch im Handel herrscht. Eine Zahl dazu: Nur schon Migros, Coop, Fenaco, Aldi und Lidl haben momentan zusammen über 4'700 Stellen ausgeschrieben.
Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte bei der KOF, rechnet dennoch damit, dass die Löhne insgesamt nicht Schritt halten dürften mit der Teuerung. In der «NZZ am Sonntag» nannte er diverse Gründe dafür: Zum Beispiel, dass die Unternehmen auch sonst mit steigenden Kosten konfrontiert sind (im Handel insbesondere bei Beschaffung und Energie). Oder die Tatsache, dass die Aussichten sehr unsicher geworden sind.
«Arbeitgeber werden die Unsicherheit als Argument anführen für Lohnzurückhaltung», so Siegenthaler in der NZZaS.
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