Grossstadt ohne eigene Metzgerei? Gibt es.
In Winterthur gab die letzte selbstständige Metzgerei ihren Betrieb auf.
22.02.2023Website der Metzgerei Lotti | ScreenshotEs ist nur eine kleine Detailmeldung aus dem Detailhandel: Die Metzgerei Lotti in Winterthur hat das Geschäft aufgegeben. Bemerkenswert ist der Fall bloss, weil Winterthur – eine Stadt mit 110'000 Einwohnern – damit keine einzige selbständige Metzgerei mehr aufweist.
In ihrer speziellen Position als letzte ihrer Art war die Firma Lotti schon seit sechs Jahren gewesen: Nachdem die Metzgerei Hotz im März 2016 geschlossen hatte, war der Betrieb die letzte autonome Metzgerei im örtlichen Gewerbe. Zwei Jahre später schloss Lotti dann den Standort in Veltheim.
Und laut einer kleinen Nachricht im «Landboten» ist es nun auch vorbei mit der Produktionsstätte und dem Hauslieferdienst von Lotti. «Nach 22 Jahren schliessen wir unsere Metzgerei heute endgültig», verkünden die Geschäftsführer Sandro Lotti und Regula Züst auf der Website.
Der Teufelskreis
Es ist ein kleines Beispiel für eine starke Tendenz: Selbstständige Metzgerei-Betriebe haben kaum noch eine Chance zwischen den Supermärkten und den Discountern. Entsprechend sank auch die Zahl der Mitgliederbetriebe des Branchenverbands SFF von 1620 zur Jahrtausendwende auf 910 im vorletzten Jahr.
Der Rückgang erklärt sich aber nur teilweise aus Preis- und Kostenproblemen. Ein wichtiger Faktor ist der eklatante Personalmangel. Laut dem SFF schliessen rund 200 Personen pro Jahr ihre Ausbildung als Fleischfachfrauen und -männer respektive -assistenten ab. Doch benötigt würden mindestens doppelt so viele.
Und so befindet sich die Branche quasi in einem Teufelskreis: Es fehlt nicht nur an Lerndenden, sondern zunehmend auch an Lehrbetrieben – so dass am Ende Unternehmen eingehen, weil das Personal fehlt. Womit es noch weniger potentielle Lehrbetriebe gibt.
Der konkrete Anlass für die Schliessung in Winterthur ist allerdings nicht bekannt. Sandro Lotti wollte sich auf Anfrage des «Landboten» nicht weiter äussern.
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