Handelsgastronomie: Viel Erholung, viel Veränderung

Was sind die wichtigsten Trends in der Detailhandels-Gastronomie? Was sind die Ziele, was die Probleme? Eine Studie aus Deutschland hat Antworten.

31.08.2022
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Typischer Fall: Kunde in einem Ikea-Restaurant   |   Bild © Inter IKEA Systems B.V.
In Deutschland hat die Handelsgastronomie das Niveau vor der Lockdown-Krise noch nicht ganz erreicht: Für dieses Jahr erwartet die Branche einen Umsatz von knapp 9 Milliarden Euro – nach 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2021. Und nach 10 Milliarden im Vor-Corona-Jahr 2019.
Dies besagt eine neue Studie des EHI Retail Institute in Köln. «Viele Gastronomie-Verantwortliche im Handel haben mit Konzeptanpassungen und neuen Ideen die Pandemie-Situation verhältnismässig gut gemeistert», sagt Studienautor Olaf Hohmann. Allerdings drängten nun neue Probleme. Genannt werden insbesondere die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Personalmangel.
In vier von fünf Filialen haben die Händler ihre Food-Konzepte in den Zeiten von Corona überdacht – so ein Ergebnis der Studie, die stark auf Befragungen von Verantwortlichen fusst.
Häufige Anpassungen waren:
  • Vereinfachung der Speisen,
  • Ausbau der Take-away- und Convenience-To-go-Angebote,
  • stärkerer Fokus auf Kombi-Gerichte,
  • stärkerer Fokus aufs Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Angeboten,
  • Berücksichtigung von Trendspeisen.
Tendenziell neigte die Kundschaft verstärkt dazu, Food zur Mitnahme und To-go-Convenience zu kaufen –  und dafür seltener die (teureren) Restaurant- und Café-Angebote der Detailhändler vor Ort zu nutzen.

Sinn und Zweck

Wozu das Ganze? Befragt nach den Hauptzielen hinter ihren Gastro-Angeboten, sagen zwei Drittel der Händler aus, dass sie damit vor allem die Frequenz in ihren Filialen steigern wollen. Es geht darum, Kundschaft zu gewinnen und zu binden (je 67 Prozent).
Ein weiterer Zweck liegt darin, sich von der Konkurrenz zu differenzieren (43 Prozent der Befragten).
Weiter sollen Handel und Gastronomie zur Imagesteigerung sowie einer erhöhten Verweildauer der Kundschaft beitragen (je 43 Prozent).
Und manche Händler sehen in der Gastronomie auch die Chance, Lebensmittelkompetenz zu zeigen und dadurch auch ein positives Image für ihre Standorte zu erreichen.
Eine Folge: 27 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler wollen hier in Zukunft mehr Eigenregie – und lediglich 18 Prozent streben stärker gastronomische Fremdleistungen an.
Die Untersuchung basiert auf Interviews mit Verantwortlichen bei deutschen Handelsfilialisten sowie mit mittelständischen Unternehmern. Die befragten Handelsunternehmen (ohne Tankstellen) erwirtschafteten 2021 einen Nettoumsatz von circa 125 Milliarden Euro. Insgesamt beteiligten sich an der Studie 22 filialisierte Handels- und Tankstellenkonzerne. Die befragten Firmen repräsentieren über 18'000 handelsgastronomische Geschäfte und Verkaufsstellen.

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