Hochdorf-Chef kritisiert Schweizer Schokoladenindustrie
Laut CEO Ralph Siegl subventioniert der Milchverarbeiter die Hersteller von Milchschokolade mit Millionen. Umso mehr setzt er nun auf Alternativen.
2.08.2023Der Milchverarbeiter Hochdorf subventioniert laut seinem CEO Ralph Siegl die Herstellung von Milchpulver für die Schweizer Schokoladenindustrie mit «Millionenbeiträgen», «auf Kosten der Rentabilität» der Milchpulversparte seines Unternehmens.
Siegl macht in einem Interview mit dem Agrarmedium «Die Grüne» klar: «Das kann nicht so weitergehen.» Hochdorf stelle über die Hälfte der Kapazitäten bereit für den Schweizer Milchpulver-Bedarf für Schweizer Schokolade. «Wir haben in diesem Umfeld Pulvertrocknungs-Kapazitäten subventioniert sowohl für die Bauern als auch die Industrie.»
Hochdorf hat 2022 einen Verlust von 16 Millionen Franken eingefahren (mehr hier). Das Unternehmen will sich deshalb die markendünne Verarbeitung von Milch durch Walzentrocknung zu Pulver für die Industrie verkleinern. Heute mache, so Siegl, Hochdorf zwei Drittel des Umsatzes mit klassischem Milchpulver, unter anderem auch für die Schweizer Schokoladeindustrie. «Und da ist unsere Marge zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben.»
Swissness in Schokolade «überbewertet»
Letztlich, so der Tenor der Aussagen, müsste die Schokoladenindustrie mehr für die «Swissness (also die Schweizer Milch) in ihren Produkten zu zahlen bereit sein. Allerdings weiss Siegl: «Die nur ursprungsdefinierte Swissness wird überbewertet. Weltweit etablierte Schokolade-Marken können auch ohne Schweizer Milch.»
Die Zukunft erkennt er für Hochdorf in der Herstellung von «Baby Care»-Produkten und in der Veredelung von Proteinen, auch aus pflanzlicher Quelle. Milch bleibe zwar der wichtigste Rohstoff für Hochdorf, doch der Markt verändere sich: «Und dafür müssen wir bereit sein.»
Eine Fabrik könnte genügen
Damit einhergeht auch die Fokussierung der Produktion auf den Standort Sulgen (TG), da dieser «rein platzmässig, aber auch technologisch mehr Potenzial» besitze. In Sulgen könne Hochdorf Baby Care produzieren, während die Anlage in Hochdorf (LU) nur noch über «zwei Walzen zur Milchpulver-Herstellung vor allem für die Schokoladeindustrie und einen Sprühbandtrockner» verfüge, der schon 25 Jahre alt sei.
Bis zu seinem Antritt bei Hochdorf hätte dort nicht die Wertschöpfung in Schweizer Franken im Zentrum der Produktion gestanden, sondern möglichst hohe Produktionsmengen: «Also ganz viel Milchpulver und zu wenig margenstarke Babynahrung. Das ändern wir konsequent.»
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