Der Anti-Inflations-Knopf im Online-Handel

Frankreichs Retail-Riese Carrefour inszeniert sich mit immer neuen Ideen als Teuerungs-Ritter.

10.11.2022
letzte Aktualisierung: 26.05.2023
image
Carrefour hat in seinem Online-Supermarkt ein weiteres Tool eingeführt: der «bouton anti-inflation». Wer ein Produkt wählt, das es in allerlei Variationen und Marken gibt, bekommt untendran noch einen Zusatz-Knopf: «Trouver moins cher». Wer ihn anklickt, bekommt günstigere und zugleich passende Alternativen geboten.
Das ist vorerst für den französischen Markt vorgesehen. Carrefour-CEO Alexandre Bompard erklärte den «Bouton» gegenüber der Zeitung «Le Parisien»: «Wenn Sie sich online für ein Produkt entscheiden, wird Ihnen ein gleichwertiges Produkt zu einem tieferen Preis angeboten. Wir beginnen mit 8'000 Artikeln.»

«Anti-Inflations-Challenge»

Im Hintergrund steht, dass sich Carrefour ohnehin schon stark hervortut mit Ideen gegen die Inflation.
Oder anders: Der Konzern versteht die Zeit der Teuerung als Zeit der Chancen.
Er baut – wie andere auch – seine Discount-Formate und Eigenmarken aus. Und vor allem macht er ein regelrechtes Inflations-Marketing. In teuerungsgeplagten Märkten wie Frankreich, Belgien oder Spanien rollte der Detailhandelsriese in den letzten Monaten eine Aktion nach der anderen aus, um der Bevölkerung gegen die steigenden Lebenshaltungskosten zu helfen.
Anfang Juni 2022 begann im Heimatland die Aktion «Prix serré»: Carrefour versprach, dass 200 Güter landesweit bei keinem anderen Anbieter billiger erhältlich sein werden. Die Aktion gilt für 150 Produkte in ganz Frankreich – aber 50 dieser Superpreis-Waren sind regional verschieden.
Ebenfalls im Juni begann der «défi anti-inflation» (was sich als «Anti-Inflations-Challenge» übersetzen liesse). Hier stellte Carrefour in seinen Supermärkten Pakete mit jeweils 30 Gütern des täglichen Bedarfs an den Eingang – zum Preis von 30 Euro pro Paket. Darin versammelte sich eine interessante Auswahl an Produkten, deren Preis jeweils unter 1 Euro oder maximal bei 2 Euro lagen; von Puderzucker bis Ohrenstäbchen.

Weniger Verschwendung = weniger Teuerung

Im Juli folgte die nächste Idee: Gemeinsam mit dem NGO «Nous Anti-Gaspi» stellt Carrefour nun Gemüse, Früchte und andere landwirtschaftliche Produkte wie Käse und Eier ins Regal, die nicht ganz perfekt sind. Sie widersprechen gewissen Grössen-, Formen- oder Frischenormen: «Weniger hübsch, aber immer noch gut», so das Motto.
Die Angebote sind um 20 Prozent günstiger als der Normalpreis, was – wie Carrefour betont– ein Beitrag sein soll «pour soutenir le pouvoir d’achat de ses clients». Also um die Kaufkraft zu erhalten.
Und Ende August folgte dann das Versprechen, die Preise von 100 Produkten für 100 Tage einzufrieren. Sie läuft Ende November aus – es wird interessant sein zu verfolgen, in welche Weihnachts-Inflations-Aktion sie überführt wird.


  • handel
  • food
  • inflation
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Patrick Schmollinger ist Head of Central Europe bei Mammut

Der Schweizer Hersteller von Bergsportartikeln ernannte den bisherigen Verkaufschef von Uvex Sports zum Vertriebsleiter für die DACH-Länder und Italien.

image

Marc O'Polo führt Schweizer Filialen neu in Eigenregie

Der deutsche Modehändler mit schwedischen Wurzeln übernimmt die Schweizer Geschäfte vom bisherigen Distributionspartner Bollag-Guggenheim.

image

Schrumpflation: Auch Edeka plant Preis-Pranger

Die Idee von Carrefour zieht Kreise. Man wolle «die Kunden auf das Thema aufmerksam machen», heisst es in Deutschland.

image

Die EU erschwert Greenwashing mit neuem Gesetz

Angaben wie «grün», «umweltfreundlich» oder «biologisch abbaubar» auf Packungen und in der Werbung werden verboten, wenn sie nicht eindeutig nachweisbar sind.

image

Zucker- und Junk-Food-Steuern stossen auf breite Ablehnung

Allerdings: Die Ablehnung in der Schweiz ist deutlich weniger breit als noch vor Kurzem…

image

Hero plant Schliessung des Werks in Lenzburg

Ein Konsultationsverfahren wurde eingeleitet. Etwa 55 Angestellte wären betroffen.