Preiserhöhungen: Händler drohen öfters mit Auslistung

Fast keine Konsumgüter-Firma in Europa kann ihre höheren Kosten weitergeben. Doch der Handel setzt gern selber eins drauf, wenn die Preise steigen.

15.12.2022
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Markenprodukte im Angebot. Bild: Steven Su on Unsplash von: on Unsplash
In Europa wurde dieses Jahr etwa jeder vierte FMCG-Hersteller mindestens einmal damit konfrontiert, dass ein Händler ihm den Rauswurf androhte: Dies besagt eine Erhebung, die der europäische Markenartikler-Verband AIM am Donnerstag veröffentlicht hat. Befragt wurden dabei 664 Hersteller im Food- und Getränke- sowie im Heim- und Körperpflege-Bereich.
In Zahlen: 27 Prozent erlebten es in den Preis-Verhandlungen mit dem Handel, dass das Argument der Auslistung aufgefahren wurde.
Dies ist umso bemerkenswerter, als die Umfrage einen anderen Verdacht bestätigt: Wenn die Hersteller dann doch höhere Preise anbringen können, geben die Detailhändler recht häufig eine noch stärkere Erhöhung an die Kunden weiter. Sie schlagen also noch etwas drauf.
35 Prozent der befragten Industrie-Vertreter sagten aus, dass sie dies erlebt hatten.
  • Zum Thema: «Gewinninflation»: Detailhändler machen dank Inflation Kasse.
Insgesamt lässt das Stimmungsbild unter den Markenartiklern spüren, dass diese sich zwischen Hammer und Amboss fühlen (wobei solche Umfragen natürlich auch eine Art Parteigutachten sind). Denn klar wird: Fast alle Hersteller erlebten Preissteigerungen bei Energie und Input-Gütern – und diese waren teils drastisch. Aber kaum einer konnte diese Steigerungen ungefiltert weitergeben.
Konkret: Nur 4 Prozent der Firmen meldeten, dass sie die volle Teuerung bei der Beschaffung weiterreichen konnten. 96 Prozent mussten also die steigenden Kosten sonstwie absorbieren.
«Die völlige Weigerung der Händler, einen Teil der zusätzlichen Kosten zu tragen, führte zu Schwierigkeiten, insbesondere weil der Detailhandel oft konzentriert ist und die Hersteller sich oft auf nur wenige Hauptabnehmer verlassen», kommentiert der AIM.
Und weiter: «In diesem Umfeld reduzieren einige Hersteller die Produktion, um nicht insolvent zu werden. Die Umfrage zeigt auch, dass einige internationale Einzelhändler die Konsumentenpreise über das hinaus erhöhen, was auf Grosshandelsebene mit den Herstellern ausgehandelt wurde.» —

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