Inflation: Auch in der Schweiz schauen viele jetzt genauer hin

Wie sehr beschäftigt die Teuerung die Bevölkerung? Eine Umfrage deutet die Unterschiede an.

22.07.2022
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Jetzt guckt man: Kunde im Supermarkt  |  Bild von: Linoleum Creative Collective on Unsplash
Es ist ja inzwischen eine Standard-Frage in der Branche: Wie reagieren die Menschen auf die steigenden Preise?
Soeben meldete beispielsweise das Forschungsinstitut GfK aus Deutschland, dass die Bevölkerung bei Kosmetik und Lebensmitteln zu sparen beginnt – während sie kaum bereit ist, beim Reisen Abstriche zu machen.
Und in Frankreich, als anderes Beispiel, bemerkten die Marktforscher von Kantar, dass die Menschen in den letzten Wochen deutlich weniger Frisch- und Bioprodukte kauften.
Neue Daten zur grossen Frage gibt es nun auch aus der Schweiz, ebenfalls erhoben von GfK. Im Auftrag von Digitec Galaxus wurde eine repräsentative Gruppe der Bevölkerung nach ihren Inflations-Reaktionen und -Erwartungen befragt.
Ein Ergebnis: Viele Menschen vergleichen nun beim Einkauf öfter die Angebote miteinander.
Konkret: Gut jeder beziehungsweise jede Zweite gab an, inzwischen bei der Autofahrt stärker auf die Spritpreise zu achten oder nach dem billigsten Flug nach Teneriffa zu fahnden.
Besonders stark scheint dieser Effekt in Romandie – sowie bei Menschen mit tieferen Löhnen: In der Westschweiz gaben 6 von 10 Befragten an, dass sie nun öfter Angebote vergleichen. Dasselbe gilt für die Befragten mit einem monatlichen Brutto-Haushaltseinkommen von unter 7000 Franken.
In Deutschland und Österreich vergleichen nun sogar 8 von 10 Befragten öfter die Preise.
Aber in der Romandie und bei den einkommensschwächeren Schichten erwartet man auch eher höhere Preisen als in der Deutschschweiz oder bei den Besserverdienern.

Nur wenige lassen sich hetzen

Insgesamt rechnet mehr als die Hälfte der Menschen im Land für 2022 mit 2 bis 5 Prozent höheren Preisen (Die ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF prognostiziert eine durchschnittliche Jahres-Inflation von 2,6 Prozent.)
Wer in der Zukunft steigende Preise erwartet, greift heute schon zu: Gemäss dieser Logik gaben 14 von 100 Befragten in der Digitec-Galaxus-GfK-Umfrage an, dass sie Dinge nun früher einkaufen. Besonders oft tun dies Junge, Männer und Romands.
Allerdings: Die Anteile sind in der Schweiz jeweils deutlich tiefer als in Deutschland und Österreich. Wie sehr sich hier die deutlich tiefere Teuerung hierzulande spiegelt, wie sehr aber die traditionell etwas grössere Preis-Toleranz von Herrn und Frau Schweizer – das wurde nicht erhoben.
Teuerung verleitet zu Markenwechsel, Shopwechsel, Kanalwechsel
Im Mai befragte die Consulting-Firma McKinsey jeweils eine repräsentative Auswahl von Konsumenten in den grossen Ländern Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Grossbritannien – und auch dabei ging es um die Reaktion auf die Inflation.
Eine deutliche Mehrheit von gut zwei Dritteln gab an, dass sie in den vorangegangenen vier bis sechs Wochen etwas in ihrem «Shopping-behaviour» verändert habe:
  • 37 Prozent erwähnten, dass sie eine Detaillisten-Eigenmarke ausprobiert hatten.
  • 29 Prozent wechselten sonst eine Marke.
  • 4 Prozent gingen auch mal in einen anderen Laden.
  • 14 Prozent gaben an, weniger stationär und mehr online einzukaufen.
  • Wobei allerdings 10 Prozent das Gegenteil meldeten: Sie hätten mehr stationär geshoppt – und seltener digital.

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