Inflations-Aktionen: Preisstopp für Kinderkleider – und weniger Food-Waste
Der Kampf um tiefere Preise treibt immer kreativere Blüten. Diesmal zeigen das Primark und Carrefour.
29.07.2022Wir berichten hier ja gern, wie sich Detailhändler in diesen Zeiten der steigenden Lebenshaltungskosten profilieren. Da gibt es Fix-Preis-Versprechen oder Grundbedarfs-Bags zum Sonderpreis; da gibt es Rabattaktionen für ältere Kundinnen und Kunden – oder, um eine spezielle Idee der Gruppe Delhaize in Belgien zu nennen: Da gibt es den Ansatz, ausschliesslich Lebensmittel mit gutem Nutri-Score einem Inflations-Schutz zu unterstellen (mehr hier).
Neues Schuljahr wie altes Schuljahr
Soeben wurden zwei weitere Neuerungen vermeldet. Die eine kommt aus Deutschland: Dort verpflichtet sich die Kleider-Kette Primark, bei mehr als 1'000 Kinder-Bekleidungsartikeln einen Preisstopp einzuführen. Die irischstämmige Gruppe verspricht, im nächsten Schuljahr ihre «bisherigen Preise für mehr als tausend seiner Basic-Kinderprodukte beizubehalten.»
Damit reagiere man auf «die preisliche Belastung, die viele Haushalte in Deutschland zunehmend spüren», so die Mitteilung. Ausgewählt wurden die beliebtesten und gängigsten Kinderprodukte – von Jeans über Shirts bis zur Unterwäsche.
Doppelt gute Tat
Das nächste Beispiel: So wie man in Belgien Inflationsbekämpfung mit Gesundheitsbewusstsein verbindet, verlinkt man in Frankreich jetzt Inflations- mit Food-Waste-Bekämpfung.
Dort hat sich Carrefour schon mit diversen Inflations-Aktionen zu profilieren versucht; nun fügt der Retail-Riese die Idee hinzu, dass man mehr unperfekte Ware zu einem tieferen Preis anbietet. Konkret: Gemeinsam mit dem NGO «Nous Anti-Gaspi» stellt Carrefour Gemüse, Obst und auch andere landwirtschaftliche Produkte wie Käse und Eier ins Regal, die nicht ganz perfekt sind. Sie widersprechen je nachdem gewissen Grössen-, Formen- oder Frischenormen: «Weniger hübsch, aber immer noch gut», so das Motto.
Teuerung = Profilbildung
Die Angebote sind um 20 Prozent günstiger als der Normalpreis, was – wie Carrefour betont – ein Beitrag sein soll «pour soutenir le pouvoir d’achat de ses clients». Also um die Kaufkraft zu erhalten.
Denn solch eine Gurke ist in der Tat eine um 20 Prozent günstigere Gurke, auch wenn sie nicht ganz der Form-Norm entspricht.
Und so zeigt sich hier auch, dass Inflations-Aktionen auch gute Profilierungs-Chancen sind: Die Zusammenarbeit mit «Nous Anti-Gaspi» hatte Carrefour bereits im Herbst 2021 gestartet und entsprechende Früchte- und Gemüse-Kartons lanciert.
Heute nun wird diese gute Tat im Lichte der Preissorgen in der Bevölkerung zur zweifach guten Tat.
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