Karl Vögele flüchtet sich in Nachlassstundung

Der zweitgrösste Schuhhändler im Land muss sein Filialnetz erneut überprüfen.

15.06.2022
image
Bild: PD
Die Karl Vögele AG steht unter provisorischer Nachlassstundung. Dies meldet der «Blick» unter Verweis auf eine Publikation des Kreisgerichts See-Gaster im Handelsamtsblatt. Und dies bedeutet, dass die Schuhhandelsfirma bis Mitte Oktober nicht betrieben werden kann. In diesen vier Monaten muss das Unternehmen unter Leitung eines Sachverwalters Sanierungsmöglichkeiten prüfen und umsetzen.
Der operative Betrieb kann derweil fortgesetzt werden – vorübergehend geschützt vor den Gläubigern.
Mit anderen Worten: Die Karl Vögele AG muss massiv saniert werden. Ein Sprecher bestätigt das gegenüber dem «Blick»: «Der traditionsreiche Schweizer Schuhanbieter wird sein Filialnetz umfassend überprüfen und sein duales Geschäftsmodell von Online- und Store-Verkauf auf eine nachhaltige unternehmerische Basis stellen», so das Statement. Der Schritt erfolge in «enger Abstimmung mit den involvierten Vermietern, Partnern und Lieferanten».

«Generell angespannte Lage»

Erklärt wird die Notlage mit der «generell angespannten Lage im Einzelhandel aufgrund steigender Lebenshaltungskosten sowie den Verwerfungen im Nachgang der Pandemie».
Die Karl Vögele AG ist immer noch der zweitgrösste Schuhändler der Schweiz – nach Dosenbach, vor Walder. Doch die Firma litt seit längerem unter rückläufigen Umsätzen; sie geriet mehr und mehr unter Druck durch einen dynamischen internationalen Online-Handel, und zuletzt verschärfte Covid-19 die Lage.

Pionier im Schuh-Versand

Gegründet wurde der Betrieb als Schuhmacherei 1922. Ab 1955 war Vögele ein regelrechter Pionier, indem es einen Schuh-Versandhandel aufzog. In der Hoch-Zeit danach betrieb das Familienunternehmen aus Uznach über 160 Filialen und war allen im Land ein Begriff.
Doch nach der Jahrtausende wurde die Karl Vögele AG zu einem Beispiel dafür, wie die Digitalisierung einen traditionellen Traditionsbetrieb in die Bredouille bringt. 2018 verkaufte die Familie das Unternehmen mehrheitlich an die CCC Group in Polen, welche es drei Jahre später an die CM.Shoes in Hannover und die Investmentfirma GA Europe in Hannover weiterreichte.
Man ziehe sich «aus strategischen Gründen aus dem stationären Schuhhandel in der Schweiz», erklärte das CCC-Management dazu.
Damals führte Karl Vögele 116 Geschäfte. Heute nennt die Filial-Liste des Unternehmens noch 81 Schweizer Standorte.
  • non-food
  • bekleidung
  • handel
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Temu & Co drücken Schweizer Online-Handel spürbar nach unten

Dies meldet die Swiss Retail Federation. Nun müsse die Politik eingreifen, fordert der Verband.

image

Alprausch bei Otto's

Mark Ineichen hat die Rechte an der einst sehr hippen Outdoor-Marke übernommen.

image

Fünf Riesen suchen gemeinsam die Retail-Zukunft

Ahold Delhaize, Tesco, Woolworth, Empire und Shoprite gründen einen Fonds zum Aufbau von Startups, die den Detailhandel verändern werden.

image

Löhne: Das verdient man heute im Handels- und Lebensmittel-Bereich

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie Vergleichswerte: die Monatslöhne in vielen Berufen. Von Food-Technologie über Drogisten bis zum Verkauf in Tankstellenshops.

image

Junge Menschen kaufen gerne Fälschungen

Europas Jugend steht auf Fake. Die Altersgruppe der u24 bestellt mit voller Absicht gefälschte Markenprodukte im Internet.

image

Entgingen Schweizer Händlern bereits über eine Milliarde Franken wegen Temu?

Die Unternehmensberatung Carpathia hat hochgerechnet, wie viel Umsatz 2023 an die chinesische Plattform abfloss. Politik und Wirtschaft verlangen Massnahmen.