Maestrani: Schokoladefirma erwartet 2022 Rekordumsatz

Laut CEO Christoph Birchler musste der «Minor»-Hersteller die Preise erhöhen – obwohl die Kundschaft sehr preisbewusst ist.

20.12.2022
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«Markt aufmischen»: Christoph Birchler, CEO von Maestrani seit Anfang 2021   |   Bild: PD
Das Schokoladen-Unternehmen Maestrani hat in der Pandemie – also zwischen 2019 und 2021 – Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich verloren. Im letzten Jahr konnte es die Einbussen dann kompensieren. Und 2022 wird ein sehr gutes Jahr: «Es zeichnet sich ein Rekordumsatz ab von 55 bis 60 Millionen Franken – auch dank neuer Produkte, die wir lanciert haben. Und wir schreiben Gewinn – trotz höherer Rohstoff- und Energiepreise».
Dies sagte Christoph Birchler, der Chef des Familien-Unternehmens aus Flawil, in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen.

Bedrängtes Kulturgut

Deswegen musste die Herstellerin der «Munz»- und «Minor»-Schokoladen die Preise erhöhen («da hatten wir gar keine andere Wahl», so Birchler). Die Preiserhöhungen lägen im einstelligen, mittleren Prozentbereich.
Ein grosses Thema im Interview mit «Tagblatt» oder AZ war denn auch der Importdruck. Dass ausländische Produkte inzwischen einen Marktanteil über 42 Prozent haben, besorgt den Maestrani-Chef: «Schokolade ist ein schweizerisches Kulturgut, zu dem wir Sorge tragen müssen. Ich wünschte mir ein höheres Bewusstsein vom Handel, aber auch von den Konsumentinnen und Konsumenten.» Denn in Umfragen wünschten die Menschen zwar Schweizer Schokolade – im Laden griffen sie aber gern zu günstigen Importprodukten.

It's the price, stupid

Insofern finde «also durchaus eine Verwässerung von 'Swiss made' statt. Der Grund dafür sei klar: «Es geht nur um den Preis, ganz einfach.»
Auf der anderen Seite sei der Ruf der Schweizer Schokolade «grösser, als sie in Realität ist», so Birchler. Das heisst: «Bei der Schweizer Schokolade handelt sich um eine relativ kleine Gruppe von Produzenten und ein paar grosse Marken. Wenn man im Ausland mit Menschen über 'Swiss chocolate' spricht, ist die Begeisterung riesig. Aber wenn man dann in den Supermarkt geht, hat es fast keine Schweizer Schoggi im Regal.»

Image mit Inhalt füllen

Die Branche sollte daher den grossen Ruf wieder mit Inhalt füllen: Vorgemacht hat dies laut Birchler die Schoggi-Nation Belgien, wo es heute zahlreiche kleine Schokolademanufakturen gibt. «In der Schweiz sind wir dort, wo die hiesige Bierbrauerbranche vor zehn Jahren war. Ich denke, dass es künftig viele kleine, lokale Chocolatiers geben wird, die den Markt aufmischen werden.»
Das tönt durchaus zuversichtlich. Einen Dämpfer bietet da aber eine aktuelle Meldung: Soeben wurde bekannt, dass die Manufaktur Heidi Chocolaterie Suisse in Luzern aufgibt. Gründe dafür sind die hohen Kosten – insbesondere für Energie – sowie der schwache Euro.
Andererseits wird die Schokolademarke mit dem helvetischen Super-Namen Heidi weiter gepflegt: nämlich vom Mutterhaus Heidi Chocolat Group AG mit Sitz in Zug. Diese wiederum gehört zur bekannten österreichischen Kaffee-Famlie Meinl, welche nun «Heidi»-Schokoladeprodukte in diversen Ländern fertigen lässt.
Die Schokoladenfirma Maestrani, gegründet 1852, hat ihren Sitz in Flawil, Kanton St. Gallen. Das Unternehmen in Familienbesitz ist bekannt für seine Marken Munz und Minor, beschäftigt rund150 Angestellte und produziert jährlich etwa 3500 Tonnen Schokolade. Gut ein Drittel davon geht in den Export.

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