McKinsey: Modebranche muss sich warm anziehen

Der Titel der Studie sagt alles: «Festhalten am Wachstum, wenn sich global die Wolken zusammenziehen.»

30.11.2022
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Bild von: on Unsplash
18 Monate lang herrschte in der Modebranche Sonnenschein: Von Anfang 2021 bis Mitte 2022 liefen die Geschäfte der Kleiderhersteller und -händler so gut wie selten zuvor.
Seither hagelt es schlechte Nachrichten von der Verkaufsfront. Und 2023 könnte zum Winter für die Branche werden: Zieht Euch warm an, empfiehlt deshalb ein aktueller Bericht der Unternehmensberater von McKinsey.
Immerhin: Zahlreiche Textilunternehmen haben genug Holz für ein wärmendes Feuer gelagert.
«Viele Branchenakteure befinden sich jedoch in einer stärkeren Position als noch vor einem Jahr», heisst es im McKinsey-Report «State of Fashion». «Die Modebranche verzeichnete 2020-21 einen Umsatzanstieg von 21 Prozent, und die Ebita-Margen verdoppelten sich um 6 Prozentpunkte auf 12,3 Prozent.»

Luxuslabels ergeht es besser

Leichter werde es das Luxussegment haben, hier wird auch 2023 ein Wachstum von 5 bis 10 Prozent erwartet. Wobei sich McKinsey hier vor allem auf China verlässt, das sich bekanntlich gegenwärtig mit Massenprotesten gegen die Covid-Politik des Regimes herumschlägt. Aber selbst im Europa der Inflationssorgen und Energiehöchstpreise könnte das Geschäft mit Luxustextilien um 3 bis 8 Prozent wachsen.
  • McKinsey & Co.: Special Report. «The State of Fashion 2023: Holding onto growth as global clouds gather», November 2022.
Der Rest der Branche – also Unternehmen wie Inditex, H&M, C&A, Zalando etc. – muss hingegen mit einem «relativ langsamen Umsatzwachstum zwischen minus 2 und plus 3 Prozent» rechnen; dies insbesondere im europäischen Markt, wo ein Rückgang zwischen 1 und 4 Prozent bevorstehe.

Teurere Rohwaren

Grund für die schlechten Aussichten seien die steigenden Preise für Rohwaren. Beispiele: Baumwolle ist heute 45 Prozent teurer als vor einem Jahr, die Preise für Cashmere sind um einen Drittel gestiegen.
Auch die Lieferkettenprobleme wegen Chinas Covid-Politik und wegen der Wetterextreme in Südostasien sprächen für eine Verteuerung der Endprodukte.
«Diese globale wirtschaftliche Eintrübung spiegelt sich zunehmend in den Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher wider», schreibt McKinsey, weshalb die gesamte Modeindustrie für das kommende Jahr mit einer abgeschwächten oder unberechenbaren Nachfrage rechnet.

Anschaffungen werden aufgeschoben

Besonders die Schlechtverdiener würden beim Kleiderkauf sparen. Abhängig von Faktoren wie der Höhe des verfügbaren Einkommens würden «einige ihre Anschaffungen aufschieben oder einschränken; andere werden nach Schnäppchen Ausschau halten, wodurch die Nachfrage nach Wiederverkaufs-, Miet- und Billigprodukten steigt». —
Hier sollten sich die Hersteller und Händler besser an die neuen Gegebenheiten anpassen. Als weitere Herausforderungen für 2023 erkennt der Bericht:
  • Die Auflösung der Trennung von Frauen- und Männerbekleidung (Stichwort: fluid fashion). Konkret: Höhere Preise für Damenmode sind kaum mehr zu erzielen. Eine neue Form der Mode entsteht.
  • Festliche Bekleidung (formal wear) wird verstärkt gemietet statt gekauft.
  • Marken verkaufen direkt an die Konsumenten: Damit verschwindet die Bedeutung von Zwischenhändlern.
  • Greenwashing vertreibt kritische Kunden. Die Unternehmen müssen ihre Beschaffungspolitik auf glaubwürdige Art verändern.

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