Zu Besuch bei Meister Proper im Metaverse: Wie Konzerne das Web3 erobern

Procter&Gamble, Carrefour, Unilever unternehmen erste Projekte, um die Chancen des Internets der Zukunft zu erkunden.

21.07.2022
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Und schon ist man drin: Avatar-Ego besucht das Haus von Meister Proper bei Carrefour | Bild: Screenshot
Ein neues Land ist zu entdecken und zu erobern. Sogar ein ganzes Universum: das Metaverse. Wie es aussieht? Wer die grössten Kolonien besitzt? Und vor allem: Wie man dort Geschäfte macht? Alles noch unklar. Aber das Internet der Zukunft zieht bereits Unternehmen an wie einst Nordamerika die Pilgerväter.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte den Glanz des Entdeckers in den Augen, als er für sein Unternehmen im Oktober 2021 ein grosses Territorium im Metaverse absteckte. «Wir stehen am Anfang eines neuen Kapitels des Internets, und es ist auch das nächste Kapitel für unser Unternehmen.» Als Zuckerberg das Wort «Metaverse» in den Mund nahm, hörten viele Menschen zum ersten Mal vom neuen Wunderland.
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Ein Video von Facebook erklärt das Metaverse | Bild: Screenshot
Wer heute Facebook und Metaverse googelt, stösst lediglich auf eine Reihe Erklärvideos. Noch hat Zuckerberg wenig Pflöcke in seine Metaverse-Parzelle eingeschlagen, wie die Firma auf ihrer Homepage indirekt zugibt: «Meta bietet bereits einige grundlegende Produkte, die du schon jetzt nutzen kannst, z. B. Live-Shopping und Live-Messaging für Unternehmen.»

Procter&Gamble lädt zu Meister Proper

Bereits ein paar Meilen weiter in das unbekannte Land vorgedrungen sind einige der sonst eher bedächtigen Konsumgüter- und Detailhandels-Konzerne. Procter&Gamble hat dort mit dem P&G Live Lab soeben ein erstes Haus gebaut – und lädt seine Kunden zusammen mit dem französischen Supermarkt-Riesen Carrefour zum Besuch ein.
Nach kurzer Anmeldung und Auswahl eines Avatars führt Strahlemann Proper durch sein Heim. User können an Putz-Wettbewerben teilnehmen, Informationen sammeln und Produkte einkaufen (wenn auch nur über einen externen Link, der zum Online-Laden führt). Noch hat das Metaverse keine eigene Währung, doch ist absehbar, dass so genannte NFT – «Non fungible tokens» – die Währung des Metaverse bilden werden.
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Meister Proper führt durch das Live Lab von Carrefour und Procter&Gamble | Bild: Screenshot
Elodie Perthuisot, Leiter E-Commerce bei P&G, liess zum Projekt Live Lab verlauten: «Mit dem Lab bieten wir Carrefour-Kunden eine Marketing-Aktivierung der neuen Art, zwischen Spielwelt und Eintauchen in das Web3, begleitet von Meister Proper, wie man ihn noch nie erlebt hat.»

Erinnerungen an «Second Life»

Wer sich bereits in den Nullerjahren im Internet bewegte, erinnert sich unwillkürlich an «Second Life» aus dem Jahr 2003. Auch dort bastelten die User ihren individuellen Avatar, der sich mit anderen Avataren live unterhalten und – in erster Linie – spielen und Produkte kennenlernen konnte.
Momentan sind die Bewegungen im Live Lab beinahe so ruckelnd und mechanisch wie damals in Second Life, die möglichen Aktivitäten unterscheiden sich ebenfalls nur wenig.

Unilever in den Startlöchern

Auch der britische Hersteller Unilever (Marken: Knorr, Axe, Lipton) hat erste Ausflüge ins Metaverse unternommen, etwa mit einem virtuellen «Rexona»-Marathon für Menschen mit Behinderung. Oder mit einem Museum, das den Magnum-Schleckstengeln des Konzerns gewidmet ist (wobei die Medienmitteilung dazu nach drei Tagen wieder von dessen Homepage verschwand).
Der Schweizer Konzern Nestlé, so die «Lebensmittelzeitung» Anfang Jahr, hält sich hingegen noch bedeckt zu seinen Plänen für das Metaverse.

Prognosen: das Metaverse kommt

Die Marktfoscher der Gartner Group sehen voraus, dass 2025 jeder Vierte eine Stunde pro Tag im Metaverse verbringen wird. Und das Beratungsunternehmen IDC progonostiziert, dass 2023 fast 30 Millionen VR-Brillen verkauft werden, die den Besuch des Metaverse erst zum Erlebnis machen.
Mit den neuen Technologien des Web3 und dickeren Leitungen ins Internet ist absehbar, dass sich schon bald mehr Unternehmen im Metaverse tummeln werden als heute.
Wegweisend sind die erfolgreichen Gamingplattformen von Epic und Roblox. Sie sind Vorbilder für die zukunftsträchtige Verknüpfung von Spiele- und Marketingwelten. Meister Proper wird wohl bald nicht mehr als einzige Werbefigur im Metaverse Besucher ins Haus lassen.
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