Preis-Zoff bei der Milch – Bauern protestieren
Der Milchproduzenten-Verband SMP prangert die hohen Margen des Detailhandels an.
19.07.2022Margen im Detailhandel von 40 bis 60 Prozent seien nicht fair und nicht zu rechtfertigen: Dies bemerkt der Milchproduzentenverband SMP in einem Protestcommuniqué. In der Milchproduktion liege die Entschädigung unter 20 Franken pro Stunde – und zugleich verlangt die Kundschaft Fair-Trade-Produkte.
«Fair-Trade beginnt vor der Haustür und nicht auf fernen Kontinenten», so die Mitteilung.
Der Hintergrund: Ende Juni hatten «Heidi.News» und «Le Temps» aufgedeckt, dass die Detailhändler bei der Milch sehr hohe Margen beanspruchen. Basis waren geleakte Marktdaten der Milchgenossenschaft Laiteries Réunies Genève (LRG): Danach ergaben sich bei Coop Bruttomargen von durchschnittlich 57 Prozent, bei Migros von 46 Prozent, beim Grossmarkt Aligro von 35 Prozent und bei Manor von 34 Prozent.
«Was bisher zwar inoffiziell und unter vorgehaltener Hand in etwa bekannt aber nie bestätigt war, ist nun durch Fakten belegt», schreibt der SMP. Milch und Milchprodukte seien übrigens nur ein Beispiel.
«Margen von gegen 60% lassen sich aus Sicht der Milchproduzenten nicht rechtfertigen.» – Schweizer Milchproduzenten SMP
Kurz: Die Produzenten befürchten, im Inflations-Gerangel den Schwarzen Peter gefasst zu haben. Es geht auch um die Frage, wen die steigenden Preise am ehesten treffen sollen: die Produzenten? Den Handel? Die Konsumenten?
Jetzt, wo «die stetig höheren Produktionskosten alle Preissteigerungen mehr als verschlingen, wollen die Milchproduzentinnen und Milchproduzenten eine faire Diskussion auf Augenhöhe», so die SMP-Forderung. «Die präsentierten Zahlen zeigen aber leider, dass die Verantwortlichkeiten nicht wahrgenommen werden.»
Sichere Seite
Denn weil die Detailhändler ihre Margen immer in Prozent berechnen, stehen sie bei den Preisschwankungen auf einer sicheren Seite. Die Milchproduzenten verlangen nun «explizit, dass künftige Preiserhöhungen im Laden zu 100 Prozent den Produzierenden zugutekommen.»
Und so äussern die sie auch die leise Drohung, dass die Entwicklung «auf der politischen Agenda weiter Spuren hinterlassen» werde.
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