Offenbar zähe Lohnverhandlungen bei Migros und Coop
Eines ist jetzt schon klar: Ein Resultat der Lohnrunde gibt es diesmal später als in früheren Jahren.
14.11.2022Nun müssen wieder mehr Rappen gespaltet werden | Symbolbild von: Claudio Schwarz on UnsplashLetztes Jahr gab die Migros am 1. November bekannt, dass sie ihre Lohnsumme um 1 Prozent erhöhen wird; und bereits am 22. Oktober hatte Coop eine allgemeine Lohnerhöhung um 0,8 Prozent verkündet.
Ein Jahr davor, im Herbst 2020, kamen die entsprechenden Meldungen am 20. respektive am 27. Oktober.
Doch dieses Jahr ist der November schon halb vorbei – von der Lohnrunde bei der Migros (97'500 Beschäftigte) und Coop (95'400 Beschäftigte) war allerdings noch nichts zu hören.
Dieses vielsagende Detail bemerkte die «NZZ am Sonntag» – und fragte nach. Resultat: Die Migros stellte in Aussicht, dass Ende Monat kommuniziert wird. Coop wollte gar nichts dazu sagen: Es werde noch verhandelt.
Was insgesamt ein Indiz ist, dass die Verhandlungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite diesmal eher ungemütlich verlaufen.
Löhne hier, Beschaffungspreise da?
Das Problem: Die Detailhändler spüren die höheren Einkaufs-, Energie- und Logistikkosten. Auf der anderen Seite spüren ihre Angestellten die höheren Lebenshaltungskosten.
Und angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels verlangen sie sogar höhere Reallöhne. So stieg die Gewerkschaft Syna im August mit der Forderung in die Lohnrunde 2022, dass die Reallöhne im Detailhandel um 2 Prozent steigen sollten. Schliesslich sei dies eine Branche, die gut durch die Pandemie gekommen ist, so das Argument.
Und so wiesen die grossen Arbeitgeber des Detailhandels eine solide finanzielle Substanz auf, welche sich nicht mit dem tiefen Niveau der Löhne vereinbaren lasse.
«Mögliche Lohnerhöhungen haben keinen Einfluss auf allfällige Preisanpassungen im kommenden Jahr», antwortete Coop der NZZaS auf entsprechende Fragen. «Grundlage für die Verkaufspreise sind die Beschaffungspreise.» Doch höhere Löhne haben zwangsläufig auch Folgen für die Rentabilität des Gesamtunternehmens.
Am Ende drohen den Angestellten im Detailhandel wohl reale Lohneinbussen. In diese Richtung deutete soeben eine Erhebung der ETH-Konjunkturforschungsstelle Kof. In ihrem regelmässigen Survey unter 4'500 Schweizer Firmenchefs fragten die Kof-Forscher im Juli auch nach den Prognosen zu Löhnen und Inflation.
Resultat: Im Detailhandel erwarten die Unternehmen, dass die Bruttolöhne im kommenden Jahr um 1,6 Prozent steigen.
Damit liegen diese Erwartungen unter der Teuerungsrate, die – je nach Schätzung – um 3.1 bis 3.3 Prozent liegen dürfte.
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