Peter Brabeck: «Wenn wir Wasser keinen Wert einräumen, dann verschwenden wir es»

Der ehemalige Nestlé-Präsident warnt vor einem 40prozentigen Wassermangel schon in wenigen Jahren.

3.04.2023
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Geschlafen? «Ich sicher nicht»: Peter Brabeck-Lemathe  |  Bild: PD Nestlé
Es gibt kein Menschenrecht auf Wasser: Für diesen Spruch wurde Peter Brabeck-Lemathe immer wieder harsch kritisiert. Und bis heute prangern einschlägige NGO's Nestlé wegen dieser Aussage seines ehemaligen Präsidenten an. Dabei hat Brabeck-Lemathe den Satz gar nie gesagt.
Seine oft geäusserte Meinung war: Es gibt kein Menschenrecht darauf, Wasser als Luxusgut zu behandeln. Oder konkreter: Es gibt kein Menschenrecht auf einen vollen Swimming Pool. Deshalb müsse auch Wasser einen Preis haben. Denn nur dann werde es auch sorgsam genutzt.
So weit, so diffizil. Aber da ist Peter Brabeck-Lemathe nicht heikel. Der inzwischen 78-Jährige Ex-Präsident von Nestlé legte in der Sache nun nach. In einem grossen Interview in der heimatlichen «Kronen Zeitung» schilderte der gebürtige Österreicher die drohende Wassernot als eines der drängendsten Probleme der Menschheit.

«Das ist belegt»

«Vergangene Woche war die grosse Wasserkonferenz in New York», so Brabeck: «UN-Generalsekretär António Guterres meinte, dass wir die letzten 40 Jahre total verschlafen haben. Ganz ehrlich: Vielleicht hat er geschlafen. Ich sicher nicht. Wir haben dazu das Forschungsprojekt '2030 Water' gegründet. Im Jahr 2030 werden wir ein 40-prozentiges Wasserdefizit haben. Das ist belegt.»
Der tiefere Grund: Unser Wirtschaftsmodell verbrauche zu viele Ressourcen. Und dies vor allem, weil natürliche Ressourcen im Prinzip keinen Wert haben.
«Als ich damals meinte, dass Wasser einen Wert haben sollte, sind die NGOs über mich hergefallen. Aber wenn wir Wasser keinen Wert einräumen, dann verschwenden wir es ohne Beschränkung. In Landwirtschaft, Industrie und Haushalten wird mehr Wasser verbraucht als notwendig. Von unserer antiquierten Infrastruktur, wo wir kostbares Trink- und Regenwasser einfach wegleeren, ganz zu schweigen.»

Zweimal «Blödsinn»

Beim Wasser wie bei der Energie drängte Brabeck-Lemathe darauf, dass Sparen zuvorderst kommt. «Wir müssen versuchen, weniger Energie zu verbrauchen. So zu leben, dass wir in Zukunft zehnmal mehr Energie als jetzt brauchen und zu sagen, die kommt von den Erneuerbaren, ist ein Blödsinn.»
Und dabei brachte Brabeck-Lemathe bei der Energiefrage eine Analogie, die an den vollen Swimming Pool beim Wasser erinnert: «Schauen wir uns Elektroautos an: Ein grosses Elektro-SUV mit über drei Tonnen braucht wesentlich mehr Energie als ein kleines Auto mit effizientem Verbrennungsmotor. Aber wir sind glücklich und lassen das Zeug munter rumfahren. Nur weil wir uns einreden, dass es eh auch von den Erneuerbaren kommt.»
Folglich erachtete der Manager ein Verbrennerverbot als «vollkommenen Blödsinn». Aber eine Industrie zu verteidigen und zu beschützen sei auch kein gutes Argument. «Wir sollten lieber in einer anderen Richtung denken: Wir müssen versuchen, weniger Energie zu verbrauchen.»
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