Neues von der Stichel-Werbung

Rewe gegen Mars, Edeka gegen Lidl, Discounter gegen klassische Supermärkte: Die Inflationskämpfe färben auch die Werbespots ein.

17.08.2022
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Screenshot aus «Das Verschwinden von Martin U.»
Dass die deutschen Detailhändler (wie auch beispielsweise ihre britischen Kollegen) in der Werbung gern mal die Konkurrenz «anzünden» – das ist bekannt. In Grossbritannien wird derzeit zudem greifbar, dass sich dies im Rahmen von Inflation und Preiskämpfen verschärft hat. Und womöglich breitet es sich nun weiter aus. Jedenfalls machen in Deutschland derzeit diverse unterhaltsame Stichel-Aktionen von sich reden.
Da ist zum einen Rewe: Die Supermarktkette wendet sich offen gegen den Lieferanten Mars. Auf Instagram setzte die Nummer 2 im deutschen Lebensmittelhandel ein Posting, in dem sie dem Konzern von Milky Way, Snickers und M&M's anprangert: «Keine Lust auf Mondpreise von Mars? Dann geh' doch zu Netto»
Im Text heisst es dann unter anderem: «Der Hersteller Mars fordert eine unangemessene Preiserhöhung.»
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Illustration von Rewe.
Der Fall weckt natürlich auch in der Schweiz Erinnerungen: Der amerikanische Food-Konzern geriet wegen seiner Preise auch schon hierzulande mit dem Detailhändlern in Konflikt – erst Coop, dann auch Migros und Denner warfen Mars, Twix, Whiskas & Co. 2019 vorübergehend aus den Regalen, weil sie Preiserhöhungen nicht akzeptieren wollten.

Preistreiberei?

Momentan ist es diversen Detailhändlern im EU-Raum ein Dorn im Auge, dass Hersteller die Inflation für eigentliche Preiserhöhungen nutzen wollen. Rewe-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog sagte etwa in der «Lebensmittelzeitung», dass die Industrie in dieser Lage teils auch Gewinnmaximierung betreibe. Es gebe Unternehmen, die auf dem französischen Markt eine Preiserhöhung von 6 Prozent fordern, in Deutschland aber 30 Prozent.
Das zweite Chifel-Duell dreht sich um Edeka und Lidl. Der eine, Edeka, startete die Kampagne «In jedem Edeka steckt ein Discounter» – eine logische Reaktion, weil die teuerungsgebeutelten Kunden mehr und mehr zu klassischen Discountern wie Aldi und Lidl abwandern. Und nachdem Lidl Ritter Sport aus den Regalen geworfen hatte – Grund: siehe oben – antwortete Edeka mit Werbehinweisen auf ihr Voll-Angebot.
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Edeka-Posting auf Facebook.
Lidl erarbeitete nun einen umfassenden Parodie-Film: Es ist ein «True Crime»-Verschnitt, worin ein Kunde in einem «normalen» Supermarkt einen Discounter sucht – eine Anspielung auf die Edeka-Kampagne. Und das kommt dann erwartungsgemäss nicht gut heraus. Dauer: Fast zwei Minuten.
Ob es Kunden umstimmt? Der Fall zeigt jedenfalls: Sticheleien kommen an und finden Publikum. Der Film holte innert weniger Tage 5,6 Millionen Besucher.
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