SAP-Experten statt Metzger: Wohin sich die Berufe in der Food-Industrie entwickeln
Eine Studie erfasste die wichtigsten Veränderungen beim Personalbedarf der Lebensmittelindustrie in Deutschland.
31.07.2023letzte Aktualisierung: 19.08.2024Symbolbild: Igor Miske on Unsplash von: on Unsplash
Welche Berufe liegen im Trend? Und welche verlieren eher an Bedeutung? Zu diesen Entwicklungen in der Nahrungsmittelindustrie gibt es jetzt neue Daten. Sie besagen zum Beispiel, dass die Nachfrage nach IT-Systemadministratoren in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie innert sieben Jahren um satte 60 Prozent gestiegen ist. Auf der anderen Seite hat sich der Bedarf an Metzgern in dieser kurzen Zeit halbiert.
Erarbeitet wurde die Studie von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Dabei werteten die Forscher insgesamt 376'000 Online-Stellenanzeigen der Lebensmittelbranche aus, die von 2014 bis 2021 erschienen waren. Und dabei stiessen sie insgesamt auf einen massiven Charakter-Wandel in der Food-Industrie.
- Bertelsmann Stiftung: «Kompetenzen und Berufe in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie: Was Arbeitgeber suchen», hrsg. v. André Schleiter, Eric Thode. Mai 2023.
Neben den IT-Spezialisten erlebten auch die Lebensmittelchemiker einen deutlichen Boom: Die Zahl der entsprechenden Stellen-Inserate stieg um 49 Prozent; bei den Mechatronikern betrug das Plus 43 Prozent, und die Nachfrage nach Fachkräften für Lagerlogistik legte um 40 Prozent zu.
Bemerkenswert ist, dass die klassischen Food-Berufe zugleich in den wenigen Jahren 2014 bis 2021 massiv an Bedeutung verloren. Nicht nur die Inserate für Metzger (–53 Prozent) brachen ein, sondern auch bei Köchen (–28 Prozent), den Fachkräften Fruchtsafttechnik (–17 Prozent) oder den Bäckern und Konditoren (–14 Prozent) gab es ein deutliches Minus.
Entwicklung der Nachfrage nach bestimmten Berufen in Deutschland von 2014 bis 2021. Grafik/Quelle: Bertelsmann Stiftung.
«Mit der Branche verändern sich auch die gefragten Berufe und Fachkompetenzen», sagt André Schleiter, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung: «Personalverantwortliche, aber auch Anbieter von Weiterbildungen müssen das im Blick haben, wenn sie sich in ihrer Branche zukunftsfähig aufstellen wollen.»
Dabei machen die Autoren der Stiftung zwei Haupttendenzen fest: erstens den Grün-Trend, zweitens den Digitalisierungs-Druck.
«Kenntnisse der Microsoft-Office-Programme finden sich in 40 Prozent aller Berufe unter den Kompetenzen mit den grössten Wachstumsraten.»
So verzeichnen «Nachhaltigkeit» und «Umweltschutz» besonders starke Zuwächse unter den Fachkompetenzen, die in den ausgewerteten Stellenanzeigen verlangt werden. Hier werde deutlich, «dass viele Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie auf den durch die Energiewende verursachten Transformationsdruck in der Wirtschaft reagieren», so die Studie.
Ferner tauchen Computer-Kenntnisse ebenfalls zunehmend oft in Job-Inseraten auf: So befinden sich Kenntnisse der Microsoft-Office-Programme in 40 Prozent aller untersuchten Berufe unter den fünf Kompetenzen mit den grössten Wachstumsraten. Immer wichtiger ist auch der Wunsch nach Knowhow im Umgang mit SAP-Programmen. «Die fortschreitende Digitalisierung hat demnach einen spürbaren Einfluss auf die Arbeitsweise in der Industrie und die entsprechenden Anforderungen an die Mitarbeiter:innen», so die Autoren.
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