Das High-Tech-Gerät der Saison

Die neuen Einkaufswagen heissen Smart Carts, Easy Trolley oder Dash Carts. Sie führen Warensuche und Bezahlen enger zusammen. Und sie breiten sich aus.

27.07.2022
letzte Aktualisierung: 28.02.2023
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Smart Cart – hier in der Version des neuseeländischen Herstellers Imagr.  |  PD
Das jüngste Beispiel startet in Dänemark. Dort hat die Discount-Kette «Netto» Anfang Juli fünf Shops mit so genannten Smart Carts ausgerüstet. Es sind Einkaufswagen, die sich via Handy mit der App von Netto verbinden lassen; als nächstes sucht man seine Produkte aus und tippt sie gleich in die App ein – ähnlich wie beim Online-Kauf. Am Schluss läuft man an der Kasse vorbei, die App bucht den Kaufbetrag ab.
Der Pilotversuch läuft Zusammenarbeit mit dem neuseeländischen Unternehmen Imagr, das bereits in der japanischen Kette H2O solche Digital-Trolleys installiert hat.
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Bildschirm des Dash Cart von Amazon  |  PD
Fast zeitgleich mit dem dänischen Test kündigte Amazon an, seinen so genannten «Dash Cart» in den 500 Filialen seiner Detailhandels-Tochter Whole Foods auszurollen. Der intelligente Einkaufswagen ist schon seit September 2020 in den Amazon-Fresh-Läden im Einsatz, nun wird er weiter aufgerüstet.
Auf dem Bildschirm sehen die Kunden, wo sie sich innerhalb des Regal-Labyrinths befinden; und so blendet ihnen das Gerät praktischerweise auch Angebote ein, die gleich um die Ecke stehen.
Präsentations- und Test-Film des Amazon-Trolleys
Aber man kann auch mit der digitalen Amazon-Helferin Alexa bereits zuhause eine Shopping-Liste zusammenstellen und sich dann durch den Laden leiten lassen.
Die Kameras erkennen den Barcode, wenn man die Nüssli-Tüte oder den Milchkarton in den Wagen hineingibt; falls man sich dann doch umbesinnt und die Nüssli wieder ins Regal, zurückstellt, zieht das Gerät den Betrag wieder ab. Und so hat man gleich auch das Subtotal der Ware ständig vor dem Auge.
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Scanner, Pay-Terminal, Waage in einem Wagen: Trolli von Veeve | Bild: PD
Es scheint offensichtlich: Das Bezahlen per Einkaufswagen breitet sich aus. Die grosse amerikanische Supermarkt-Kette Albertsons beschloss Ende Mai, nach zwei Jahren mit Pilotprojekten die Smart Carts konsequent auszurollen.
Bei diesem Modell ist dem Wagen ein Bezahl-Terminal angehängt: Man wählt die die Ware, zieht sie am Scanner vorbei – und rein in das Wägelchen. Dort befindet sich am Boden eine Waage: Man muss also nur noch im Touchscreen eingeben, welches Gemüse gerade hineinkommt; dann berechnet das Gerät aus der Gewichtsdifferenz den Preis.
Erklärvideo zum Veeve AI Shopping Cart.
Die Einkaufssäcke gibt es dann beim Eingang statt beim Ausgang (damit man die Ware schon im Trolli einfüllen kann).
Am Ende stösst man den Wagen direkt ans Auto beziehungsweise zum Kofferraum – eine ideale Sache insbesondere fürs amerikanische Grosseinkaufs-Verhalten.

Chip verrät, wo Cart steht

Und falls Langfinger begeistert sein sollten von dem Wägelchen oder seinen Terminals: Ein Chip gibt stets an, wo das Ding steht.
Der Bezahl-Rolli wurde entwickelt von Veeve, einem Startup aus Seattle, das von ehemaligen Amazon-Kaderleuten gegründet worden war. Die Idee scheint eigentlich simpel; im Prinzip braucht es nur die üblichen Scanner und Terminals in einer tragbaren (respektive rollbaren) Form. Und die Waage macht die Sache dann noch praktischer.
  • Rewe bremst Ladendiebe aus – mit dem Wägeli: Wer den Trolley mit Diebesware ins Freie schiebt, wird abrupt gebremst.
  • Der Einkaufswagen wird zur mobilen Kasse: Eine US-Kette führt den Self-Checkout-Trolley ein.
  • Der direkteste Weg zur Würfelbouillon: Eine App führt die Kunden durch den Supermarkt.
«Veeve Smart Carts bieten ein anspruchsvolles und trotzdem einfaches Self-Checkout-Erlebnis für Menschen, die Wert auf Flexibilität und Zeitersparnis legen», erklärt eine Albertsons-Managerin die Wahl.
In Deutschland schliesslich experimentiert die Edeka-Genossenschaft Minden-Hannover bereits in gut hundert Läden mit einem ähnlichen Gefährt. «App öffnen, Code scannen, Einkauf starten», so der Claim dazu.
Der Edeka-Smart-Trolli im Test der ProSieben-TV-Sendung «Galileo».


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