Die Jugendlichen kommen wieder leichter an Alkohol
Bei den Testkäufen zeigte sich: Im stationären Handel kriegen Kids in einem Drittel der Fälle ihr Bier oder einen Schnaps. Und per Internet ist es vollends ein Kinderspiel.
30.06.2022Unter 18? Unter 16? Die Maskenpflicht erschwerte die Beurteilung nochmals | Bild von: Giorgio Trovato on UnsplashWenn Jugendliche unter 18 eine Wodkaflasche aus dem Regal holen oder Kids unter 16 ein Sixpack Bier herausfischen – dann kommen sie in einem Drittel der Fälle damit an der Kasse vorbei. Bei der Bestellung übers Internet stieg die Quote sogar auf über 90 Prozent. Dies ergab eine Auswertung der 2021 durchgeführten Testkäufe durch Sucht Schweiz.
Im physischen Bereich – ob Gastronomie oder Handel – wurde in 33,5 Prozent der Fälle Bier und Wein an unter 16-Jährige beziehungsweise Spirituosen an unter 18-Jährige verkauft. Dies bedeutet gegenüber 2020 eine Steigerung um 4,4 Prozentpunkte.
Die Experten von Sucht Schweiz vermuten, dass die Maskenpflicht dabei eine Rolle spielte: Das Verkaufspersonal konnte deswegen das Alter der Kundinnen und Kunden schwerer einschätzen.
Tiefere Wachsamkeit
In 72 Prozent der Fälle führte das Personal eine Alterskontrolle durch. 2019 hatte der Wert noch 82 Prozent betragen. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den Typen:
- Am wachsamsten waren die Tankstellenshops (23 Prozent),
- gefolgt von Restaurants und Cafés mit 33 Prozent
- sowie den Ladenketten und Grossverteilern mit rund 35 Prozent.
- Am höchsten waren die Werte in Bars oder Pubs mit 38 Prozent Fehlverkäufen.
Erstmals wurde auch eine Serie von Online-Testkäufen durchgeführt. Dabei erhielten 94 Prozent der Jugendlichen durch die Bestellung im Internet illegal Alkohol. 89 Prozent der 13-Jährigen wurde der Stoff vom Lieferanten direkt ausgehändigt.
«Praktisch freie Bahn»
In knapp jedem fünften Fall wurde beim Bestellvorgang nach dem Alter gefragt; bei der Auslieferung betrug die Quote knapp 12 Prozent – «aber auch bei wahrheitsgemässer Angabe erhielt die grosse Mehrheit dieser Jugendlichen dann gleichwohl den Alkohol», meldet Sucht Schweiz.
Und weiter: «Hier finden die Jugendlichen praktisch freie Bahn für den Alkoholkauf vor, da der gesetzliche Rahmen noch nicht an diese Art des Verkaufs angepasst scheint».
Die Stiftung Sucht Schweiz wertet im Auftrag des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit die Ergebnisse der Alkoholtestkäufe aus. Insgesamt wurden fürs Jahr 2021 gut 8'400 Testkäufe ausgewertet. Die Daten hatten 12 Organisationen – Gemeinden, kantonale Stellen, Unternehmen, Vereinen oder spezialisierten Organisationen – zur Verfügung gestellt.
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