Umschwung in England: Oatley darf Hafermilch Milch nennen
Rückschlag für die Dairy-Industrie: Nach den USA schert auch Grossbritannien aus der «Nur Tiermilch ist Milch»-Front aus.
20.12.2023Werbestand von Oatly in UK | Bild: PDDer Alternativ-Milchhersteller Oatly hat vor in London einen Prozess gewonnen: Ein High Court entschied, dass der schwedische Konzern seine Produkte mit dem Slogan «Post Milk Generation» bewerben darf.
Oatly wollte mit dem Claim auf elegante Art umgehen, dass es seine Artikel nicht als «Milk», Milch bezeichnen darf – und der Spruch, angebracht auf allen Verpackungen, schlug nach der Einführung 2019 durchaus ein: Er machte einen Unterschied zur Kuhmilch und präsentierte diese zugleich als irgendwie ältlich.
Schweiz wie EU, nicht wie GB
Prompt klagte der Verband der Milchproduktehersteller Dairy UK gegen die pfiffige Selbstzichtigung von Oatley – mit dem Argument, dass dies die Kunden verwirre. Die Molkerei-Vertreter stellten sich auf den Punkt, dass das Wort «Milch» in keiner Weise auf Verpackungen für Produkte ohne tierische Milch erscheinen dürfe.
Der Fall hatte sich über vier Jahre gezogen – und er kam wieder auf durch den Brexit. Zuvor hatte sich Grossbritannien einfach an die EU-Regelung gehalten. Und diese legt die Frage bekanntlich Agrarlobby-freundlich aus und verbietet eine Idee wie «Post Milk Generation». Weshalb Oatly bis zu dieser Woche auf den Spruch verzichten musste. Nun aber, nach dem Brexit, wies der Richter die Sache zurück.
Auch in Schweiz ist es – wie in der EU – nicht erlaubt, pflanzliche Milchalternativen mit «Milch» anzuschreiben oder zu bewerben (auch wenn der Begriff bei Mandelmilch offenbar zu alten Zeiten ganz üblich war).
Deshalb hat sich der Begriff «pflanzlicher Drink» durchgesetzt. Grosse Anbieter wie Alpro und Oatley umgehen die Einengung auch raffiniert, indem sie «Not Milk»-Bezeichnungen anbringen oder entsprechende Kampagnen fahren. Man weiss dann genau, was es ist. Und kommuniziert völlig legal, was es sein soll.
Sojamilch! Mandelmilch!
In den USA fahren die Behörden einen anderen Kurs: Die Lebensmittelaufsicht FDA geht davon aus, dass Kunden es erstens verstehen, was mit pflanzlicher Milch gemeint ist – und dass die Käufer auch explizit keine tierische Milch möchten. Eine neue Regelung, welche die Behörde Ende Februar 2023 veröffentlichte, enthält aber eine interessante Forderung: Soja-, Mandel-, Kartoffel- oder Hafermilch darf so genannt werden – aber zugleich müssen die Hersteller explizit ausweisen, welche Unterschiede in den Nährwerten zur herkömmlichen Milch bestehen. Etwa bei Kalzium oder Proteinen.
- Von Almond Milk bis zellbasiert: Wie nennt man Veggie-Produkte? Ein kleiner Leitfaden durch die Neo-Food-Sprache.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Hero greift in Grossbritannien zu
Die Lenzburger übernehmen Delicously Ella – und wollen der jungen britischen Marke ins globale Geschäft verhelfen.
Die Firma Zweifel emanzipiert sich von der Kartoffel
Aus «Zweifel Pomy-Chips» wird «Zweifel Chips & Snacks AG». Denn Zweifel ist auch süss und für vielfältige Snacks zu haben.
Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft
Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.
Orior: Sacha D. Gerber wird Finanzchef
Der ehemalige Emmi- und Calida-CFO löst im Januar Andreas Lindner ab.
Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin
Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.
Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite
Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.