Vertical-Farming-Riese entlässt die Hälfte der Angestellten

Das deutsche Unternehmen InFarm war ein vielbeachtetes «Einhorn» der Branche. Jetzt greift es zu Entlassungen und Einsparungen, um profitabel zu werden.

29.11.2022
image
Energieintensiv: Kräuter-Gewächshaus von Infarm   |  Bild: PD
2013 wurde InFarm gegründet, und vor einem Jahr wurde es mit einem Marktwert von über 1 Milliarde Euro zum «Einhorn» gekrönt. Nun muss das Berliner Unternehmen laut einer Information auf seiner Webseite abspecken: Es entlässt 500 Mitarbeiter und damit die Hälfte der Belegschaft. Und es reduziert seine Aktivitäten auf potenziell gewinnbringende Standorte.
InFarm betreibt gemeinsam mit 30 Detailhandelskonzernen rund 1850 Gewächshäuser für Kräuter und Kleingemüse in neun europäischen Ländern sowie den USA.
Die Aktivitäten in Grossbritannien, Frankreich und den Niederlanden sollen nun aber reduziert werden. Und aus den USA will sich das Startup komplett zurückziehen.

Inaktiver Schweizer Ableger

Als Gründe für das Abspecken gibt InFarm insbesondere «die eskalierenden Energiepreise und die schwierigen Finanzmärkte» an.
Man werde sich deshalb «auf Wachstumszentren» konzentrieren, bei denen ein klarer Weg zur Rentabilität im Jahr 2023 sichtbar sei, sowie «auf die Konsolidierung von Zentren, bei denen dies kurzfristig nicht möglich ist».
Seit 2018 hat die Firma auch in der Schweiz einen Ableger. Einziger Zeichnungsberechtigter des Ablegers mit Sitz in Spreitenbach ist der singapurische Staatsangehörige Sudhanshu Sarronwala mit Wohnsitz in Genf, der auch als Chief Impact Officer von InFarm amtet.

Hohe Energiepreise als Totengräber des Vertical Farming

Experten machen sich seit dem Anstieg der Energie- und insbesondere Strompreise im Verlauf des Jahres Sorgen zur Zukunft der vertikalen Landwirtschaft. Hydroponische Anlagen in vertikalen Gewächshäusern würden im Vergleich zur Freilandproduktion achtzigmal mehr Energie verbrauchen (hier, hier).
Deshalb sei Vertical Farming nur sinnvoll, wenn die dazu nötige Energie nachhaltig erzeugt würde. Auch Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, sieht für die Anbauweise vor allem «Hürden in Bezug auf den Energieverbrauch» (hier). Man müsse für Vertical Farming einen besonderen Fokus auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit legen.

  • industrie
  • landwirtschaft
  • handel
  • esg
  • food
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Detailhandelsumsätze: Kleiner Lichtblick im Oktober

Insbesondere im Non-Food-Bereich stiegen die Verkäufe im Herbstmonat etwas an.

image

Orell Füssli nominiert Pascale Bruderer für den Verwaltungsrat

Gleichzeitig hebt das Drucktechnik- und Buchhandelsunternehmen die Prognosen für das laufende Jahr.

image

CoffeeB: Migros bekommt weiteren Vertriebskanal in Deutschland

Das Kaffeebällchen-System von Delica wird bald auch über den Discounter Netto verkauft. Zu einem erstaunlichen Preis.

image

Amazon eröffnet in London einen Secondhand-Laden

Der Onlineriese wird stationär, um sparsamen Kunden auf die Weihnachtssaison hin Gebrauchtwaren und Reparaturen schmackhaft zu machen.

image

Nestlé entwickelt Neo-Milch mit weniger Laktose und weniger Kalorien

Das Produkt namens N3 soll «als Basis für die nächste Generation von Nutrition-Produkten dienen».

image

Die Tarte Citron kommt jetzt aus dem Automaten

Das nächste Shop-Experiment findet sich in Frankreich: Dort lanciert eine Premium-Konditorei einen 24-Stunden-Store.