Warenhaus-Riese Galeria kündigt GAV, Löhne werden eingefroren
Am Wochenende verdichtete sich der Eindruck, dass der Kaufhaus-Konzern ums Überleben kämpft.
10.10.2022Der Warenhauskonzern Galeria hat den Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt. Zugleich werden die Löhne der Beschäftigten eingefroren. Man wolle mit der Gewerkschaft verhandeln, «um den Tarifweg nunmehr an die neue Situation anzupassen», so die Mitteilung. Ziel sei es, das Unternehmen «nun wieder nachhaltig zu stabilisieren».
Damit bestätigte sich der Eindruck, dass Deutschlands grösster Kaufhaus-Konzern ums Überleben kämpft. Am Freitag war herausgesickert, dass Konzernchef Miguel Müllenbach in einer Videokonferenz mit Filialleitern einen «eisernen Sparkurs» angekündigt hatte. Zum Paket gehören beispielsweise Einstellungsstopps für Aushilfen (auch im Weihnachtsgeschäft), stärkere Kontrollen der Aufträge, Zeitgewinn bei kleineren Reparaturen, eingeschränkte Heiz-Zeiten.
Zwischen Inflation und Teuerung
Die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ist nach El Corte Inglés und Marks & Spencer der drittgrösste Warenhaus-Konzern Europas. Das 2020 entstandene Fusions-Unternehmen gehört zur Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko (der wiederum teilbeteiligt an Globus ist).
Heute leidet Galeria unter einer deutlichen Zurückhaltung der deutschen Kundschaft – während auf der auf der Gegenseite die Energiepreise und viele Beschaffungs-Preise die Kosten hochtreiben. Dies nachdem der Staat das Unternehmen in der Corona-Krise mehrfach mit «stillen Einlagen» stützen musste – zuletzt im Januar dieses Jahres mit 220 Millionen Euro.
«Verantwortungslosigkeit»
Die Gewerschaft Verdi kommentierte die Vertragskündigung scharf: «Den Integrations- und Überleitungstarifvertrag ohne jede Vorankündigung zu kündigen, ist der Gipfel sozialer Verantwortungslosigkeit des Galeria Managements und der Eigentümergesellschaft Signa mit dem Hauptgesellschafter Benko an der Spitze», so das für Handel zuständige Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger in einem Statement (etwa hier).
Die Beschäftigten hätten in der Vergangenheit das Überleben der Kaufhäuser durch einen Verzicht auf Lohnerhöhungen und Zusatzleistungen möglich gemacht. «Die Rettung des Unternehmens liegt jetzt in der Hand des Eigentümers und des Managements», so Nutzenberger.
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