Was tun gegen die Wohnungsnot? Ganz einfach: Einkaufszentren abreissen!
Auch in Frankreich sind viele Shopping Center marode, hässlich und kaum rentabel. Aber dort sieht man darin eine Chance.
13.09.2023«Das hässliche Frankreich»: Shopping-Zone bei Marseille | Bild: Association des Commerçants Plan-de-Campagne.Die Regierung von Emmanuel Macron hat in Frankreich eine Problemzone entdeckt: Das sind die Stadtränder mit ihren Shopping Centers und Hypermarchés. Sie sind hässlich, sie verschulden einen enormen CO2-Abdruck, sie sind ökologisch nutzlos, sie benötigen viel Energie. Und dabei stehen sie an gut erschlossenen Orten, wo man besser wohnen würde.
Nach monatelangen Expertengesprächen an runden Tischen präsentierten Olivia Grégoire, die Handels- und KMU-Ministerin, sowie Christophe Béchu, der Umweltminister, nun ein Programm dazu. Das Ziel: Die «zones commerciales» sollen in belebte Quartiere verwandelt werden, mit Parks statt Parkplätzen.
Das Dilemma ist, dass es zwar viele dieser Einkaufszentren zunehmend schwer haben (ein Problem, das man bekanntlich auch in der Schweiz kennt). Doch auf der anderen Seite spielen sie in Frankreich eine ungleich grössere Rolle im Retail-Geschäft. Es gibt rund 1400 bis 1500 solcher Beton-Zonen, und man schätzt, dass fast drei Viertel der Detailhandels-Ausgaben dort abgewickelt werden.
Entweder grün oder weg damit
Wer hier umbauen will, muss also mehrgleisig vorgehen. Und dafür haben die Ministerien in Paris nun 24 Millionen Euro vorgesehen. Die unrentablen Shopping-Relikte aus dem letzten Jahrhundert könnten direkt umgezont und in Wohngebiete umgewandelt werden, so die Idee der staatlichen Planer. Die besser funktionierenden Einkaufszentren hingegen könnten zumindest durch grössere Büro-, Wohn- und Gastro-Anteile in eine attraktivere Zukunft geführt werden – sowie natürlich durch Begrünungen.
24 Millionen aus der Staatskasse: Das ist da allerdings nur ein Tropfen auf den heissen Beton. Ein Vertreter des Detailhandels schätzte im Wirtschaftssender BFM, dass die erträumte Erneuerung Dutzende Milliarden kosten würde. Das Staatsgeld soll nun zuerst einfach mal Planungsprozesse finanzieren, welche helfen, die Erneuerung zu starten.
Danach läge es an der Privatwirtschaft, die nötigen Investitionen zu tätigen – weil es im eigenen Interesse wäre.
In gewisser Weise kann der französische Zentralstaat allerdings tatsächlich Druck zur Erneuerung machen: Zusätzliche Einzonungen werden kaum noch erlaubt – so dass eine Umwandlung von maroden Malls in Wohnungen vielerorts doch ein interessantes Geschäft sein könnte.
- Mehr / Quellen: «Le Figaro», «Midi libre», «Le Point».
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