Migros: 62'000 Franken pro Mitarbeiter ++ 110 Millionen Credit-Suisse-Verluste

Die Preiserhöhungen, die Ladenflächen, die Standorte, die Fluktuation: Hier 8 Einsichten aus dem Reporting 2022 der Migros.

28.03.2023
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Konzernchef Fabrice Zumbrunnen und Präsidentin Ursula Nold im Geschäftsbericht 2022  |  PD Migros.
Die gröbsten Zahlen waren seit Januar bekannt; aber nun hat der Migros-Konzern an der Bilanz-Medienkonferenz sein Gesamtpaket der Jahresberichte zu 2022 veröffentlicht. Hier wichtige Info-Happen daraus:
Teuerungs-Optimismus. Die Migros-Supermärkte erhöhten ihre Preise im letzten Jahr um 1,3 Prozent. Zum Vergleich: Insgesamt lag die Schweizer Inflation bei 2,8 Prozent. Fabrice Zumbrunnen äusserte dazu die Hoffnung, dass die Zahl 2023 niedriger ausfallen werde: Es gebe «gute Signale», sagte der Migros-Chef. Seit einigen Wochen sei die Migros bereits wieder in der Lage, Preise zu senken. «Und wir hoffen sehr, dass wir bis Ende Jahr zu einer tieferen Teuerung gelangen als im letzten Jahr.»
Migros-Gewinn ist Migros-Bank-Gewinn. Eines ist klar: Die Migros ist sehr solide, aber besonders rentabel ist sie nicht. Der Gewinn sank letztes Jahr auf gerade mal 459 Millionen Franken – nach 668 Millionen Franken im Vorjahr. Zur Erklärung verwies Fabrice Zumbrunnen (neben den höheren Input-Kosten) auch darauf, dass mit Hotelplan und der Gastronomie vor allem margenschwache Bereiche die Wachstumsturbos waren.
Tatsächlich wirkt die Entwicklung im M-Kerngeschäft noch etwas schwächer, wenn man bedenkt, dass Hotelplan diesmal einen Gewinn von 26 Millionen Franken erzielen konnte (im Vorjahr hatte die Reise-Tochter noch einen Verlust von 41 Millionen geschrieben).
Oder, ein anderer Aspekt: Die Migros Bank konnte einen Betriebsgewinn (Ebit) von 288 Millionen Franken ausweisen. Das waren 55 Millionen mehr als 2021. Beziehungsweise ziemlich genau zwei Drittel des ganzen Konzerngewinns.
Mehr Standorte, aber kaum mehr Fläche. Auch 2022 expandierte die Migros: Insgesamt gab es 19 neue Standorte (neun M-Läden, vier Bike-World-Filialen, zwei Alnatura-Supermärkte, zwei Teo-Filialen und zwei M-Outlet-Standorte). Gleichzeitig wurden fünf Geschäfte geschlossen. Unterm Strich stieg das Migros-Verkaufsstellennetz um 13 auf 748 Adressen. Dabei stieg aber die Verkaufsfläche der Super- und Verbrauchermärkte, der Fachmärkte und der Gastronomie kaum: Der Wert kletterte um 0,8 Prozent auf 1’448’900 Quadratmeter.
Trübe Zeiten sind Discounter-Zeiten? Für Denner trifft diese Faustregel nicht eins zu eins zu. Die Discount-Tochter von Migros blieb beim Umsatz 2022 unter dem Vorjahr (–3,2 Prozent), und dies bei einem leicht ausgebauten Filialnetz (+10 auf 860 Standorte). Allerdings konnte Denner mit einem Umsatz von 3,67 Milliarden seinen Marktanteil etwas ausbauen.
Klar war der Fortschritt indes bei Migrolino: Der Convenience-Anbieter der Migros legte um 5,1 Prozent zu und erreichte 784 Millionen Franken. Allerdings: Auch die Anzahl Shops der Migrolino (Migrolino, Mio, Gooods) wuchs deutlich – von 337 im Jahr 2021 auf 366 Ende letzten Jahres.
62'400 Franken pro Kopf. Die Migros-Gruppe beschäftigte 2022 durchschnittlich 97'727 Personen (sie ist damit die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz). Im Vorjahr hatte die Zahl 97'541 betragen – der Personalbestand blieb also recht konstant. Die Personalkosten wiederum stiegen von 5,906 auf 6,094 Milliarden Franken, ein Zuwachs von 3,2 Prozent.
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Personalentwicklung der Migros: Rechts steht Orange für «Frauen» – Quelle/Grafik: Jahresbericht 2022.
Anders gesagt: Durchschnittlich kostete ein Migros-Angestellter 62'400 Franken. In Vorjahr waren es noch 60'500 Franken gewesen.
Der Geschäftsbericht erklärt die Zunahme des Personalaufwandes unter anderem mit Veränderungen des Konsolidierungskreises (also der erfassten Unternehmen). Zudem wurden Lohnerhöhungen bis zu 1,0 Prozent gewährt
Deutlich höhere Fluktuation. Die Bruttofluktuation bei M-Angestellten, die im Monatslohn angestellt sind, stieg letztes Jahr auf 20,0 Prozent. 3 Prozent waren dabei Migros-interne Wechsel, 2,8 seien natürliche Fluktuation, so der Bericht.
Dennoch: Gegenüber 2021 mit 16,9 Prozent legte die Fluktuation auffällig zu. Die Verschiebungen hin zu einem «Arbeitnehmer-Markt» schlugen sich offenbar auch in der Migros-Familie nieder.
In der Schweiz beschäftigte der Migros-Konzern 85’900 Angestellte. Rund die Hälfte arbeitete Teilzeit. Das Durchschnittsalter betrug 40,8 Jahre (2021: 41,5 Jahre).
Credit-Suisse-Debakel trifft auch Migros. Die entwerteten A1-Obligationen («CoCo-Bond») der Credit Suisse kommen auch die Migros teuer zu stehen. Wie Finanzchefin Isabelle Zimmermann vor den Medien ausführte, musste die Migros-Pensionskasse deshalb 100 Millionen Franken abschreiben. Weitere 10 Millionen verschwanden durch die Wertverluste der CS-Aktien.
Die «Supermarkt AG» – eine mühsame Sache. Zur vieldiskutierten Frage der «Supermarkt AG» und der Teil-Entmachtung der Genossenschaften legte die Migros-Spitze keine Neuigkeiten vor. «Was jetzt gemacht wird, ist die Prüfung eines Geschäftsmodells», gab sich MGB-Chef Fabrice Zumbrunnen vage. Die rückläufige Rentabilität der Genossenschaften sei der Grund, weshalb die Migros nun ihr Kerngeschäft effizienter und einfacher organisieren will. Aber dabei gehe es letztlich um einen Entscheid von 22 Gremien – «das ist ein komplexer Prozess», so Zumbrunnen. Doch man arbeite intensiv daran und wolle regelmässig über Fortschritte berichten.

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