Aktuelle Foodtrends? Ist doch immer die gleiche Sauce.

Blaubeeren, Veganes, Samen, Fettarm, Glokales oder neue Aromen: Wenn uns die angesagten Nahrungsmittel des Jahres empfohlen werden, läuft es meist aufs Gleiche hinaus. Seit Jahrzehnten.

24.02.2023
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Trendig: Blaubeeren und Samen liegen seit Jahrzehnten «im Trend» | Bild von: on Unsplash
Man kennt es aus früheren Jahren: An Blaubeeren hat man sich satt gesehen, die Chia-Samen vom vorletzten Jahr verstauben im Schrank, der fettarme Käse macht einen aus unbekannten Gründen auch nicht mehr an. Und das Gemüseessen nach Farben ist einem ebenfalls verleidet.
Vielleicht liegt es daran, dass diese Nahrungsmittel und Ernährungsformen seit Jahren in den Listen der «Lebensmitteltrends» aufgeführt werden.
Seit der Jahrtausendwende tauchen dort all die üblichen Verdächtigen des guten (im Sinn von: tadellosen) Essens in wechselnden Masse auf – einmal häufiger, einmal etwas weniger oft.
Und mit ihnen Wortumgetüme wie New Glocal: Also internationale Küche mit regionalen Produkten.
Immer wieder heisst es: Die Leute wollen ständig neue Aromen. Obwohl die Bestseller in den Personalrestaurants niemals wechseln.

Von Asien zum Edamer

Auch dieses Jahr riecht es in unseren Küchen nach internationalen, vor allem asiatischen Einflüssen, wie etwa die holländische Grossmolkerei FrieslandCampina für 2023 vorhersagt. Um danach ausführlich auf die Vorteile von fettarmem Edamer zu verweisen, der sich für Pizzaauflagen als gesunde Alternative zu krass fettem Mozzarella eignet.
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Fettarmer Edamer von FrieslandCampina | Bild: PD FrieslandCampina
Und dann die gute, alte Snackification. Heisst neu auch Smeals: «Small meals», die zum Beispiel Nestlé nicht ganz uneingennützig propagiert. Ist aber ganz einfach Häppchen-Ernährung, wie sie seit Jahren herbei geschrieben wird.
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Trend von Nestlé USA: Smeals | Bild: PD Nestlé
Natürlich stehen auch alle Superfoods weiter zuvorderst auf der Trendbühne: Wurzelgemüse, Samen aller Art, Nüsse von Nah und Fern, Grünzeug wie Spinat, die altbekannten Algen, traditionelle Getreidesorten... You name it.

Gegentrend: Weniger Früchte

Nicht zu vergessen: Fermenteriertes. Wenn nicht selber gemacht, dann doch wenigstens jeden Tag zwei Gabeln Sauerkraut. Kann auch gut schmecken, ist aber vor allem gesund. Hat zudem kein Verfalldatum – das fermentierte Gemüse und der Trend dazu.
Fermentierung passt ideal ins Fach zwischen schlichter Ernährung und gesundheitlicher Lebensplanung. Dort, wo auch die Strategien der Multis hin zielen: Man isst, damit man länger ist.
Angesichts des jährlich wiederkehrenden medialen Dauerbeschusses mit Foodtrends stehen Meldungen wie jene ziemlich quer im Raum, dass die Europäer 2022 weniger Früchte und Gemüse gegessen haben.
Oder dass die Behörden Regeln zur Zuckerreduktion einführen müssen, weil sich die Konsumenten offenbar zu wenig davon abhalten lassen, Süssgetränke statt Green Smoothies zu trinken.

Zwei Fazite

Fazit 1: Wer Foodtrends zu erkennen vorgibt, kocht sich meistens ein eigenes Süppchen. Ein Blick auf den Absender genügt oft, um vorauszusehen, mit welchem Ziel die Prognosen von der Leine gelassen werden.
Fazit 2: Wer angesichts der allgemeinen Unübersichtlichkeit auf keine gescheiten neuen Trends kommt, schreibt sie aus den Listen der letzten zehn Jahre ab, mixt sie neu und serviert sie möglichst heiss.
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