Aldi-Schweiz-Chef über Bio Suisse: «Spielchen würden wir nicht noch mal mitmachen»

Jérôme Meyer gibt den Weg des Aldi-Bio-Programms «Retour aux sources« vor: Gleiche Marge wie bei konventionellen Produkten und eine starke Ausweitung des Sortiments.

12.06.2023
image
Jérôme Meyer, Länderschef Aldi Suisse | Bild: RTS (Screenshot)
Im Interview mit Medien der TX Group spricht Jérôme Meyer, Chef von Aldi Suisse, Klartext zur gescheiterten Zusammenarbeit mit der Knospenorganisation Bio-Suisse: «(...) wenn man zehn Jahre lang vertrauensvoll miteinander auf ein Ziel hinarbeitet und dann, nachdem man es bereits erreicht hat, die Spielregeln geändert werden, redet man nicht mehr viel miteinander.»
Sollte Bio Suisse entgegen aller Erwartungen dennoch auf den Discounter zu kommen, so «würden wir das annehmen und uns bedanken, doch: Ein solches Spielchen würden wir nicht noch mal mitmachen.»

10 Jahre Vorbereitung mit Ziel Bio-Knospe

Über zehn Jahre hätte Aldi Suisse daran gearbeitet, die Anforderungen von Bio Suisse zu erfüllen. «Unser Ziel war es, 400 Bioprodukte im Sortiment zu haben. An der entscheidenden Präsentation sei die Stimmung der Vertreter von Bio Suisse gut gewesen. «Deshalb überraschte mich anschliessend der Schritt von Bio Suisse sehr: Es hiess, die Präsentation sei zwar nett gewesen und sei bei den Landwirten sehr gut angekommen, doch nun würden die Spielregeln geändert.»
Bio Suisse erhöhte in der Folge kurzerhand die Anzahl nötiger Produkte auf 800 – rund die Hälfte des gesamten Aldi-Sortiments. «Diese Vorgabe hätte zur Folge gehabt, dass unser Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert.»
Seit einem Jahr verkauft Aldi Suisse Bio-Produkte unter dem eigenen Label «Retour aux sources». Bei tierischen Artikeln weist das Label sogar einen Pluspunkt gegenüber der Bio-Knospe auf: In deren Produktion wird kein Antibiotika eingesetzt. «Inzwischen arbeiten wir mit insgesamt 370 Betrieben zusammen, wobei alle Milch- und Eierproduzenten bereits heute auf Antibiotika verzichten.»
Aldi: Umsatz mit Bio-Produkten gewachsen
Aldi Suisse zieht nach dem ersten Jahr eine positive Bilanz für sein Bio-Programm «Retour aux sources»: Das Sortiment sei um fast 40 Prozent gewachsen – von 25 Produkten auf 34. Die drei absoluten Verkaufsschlager sind laut Aldi Freilandeier, Vollmilch und Äpfel. «Trotz der allgemein rückläufigen Entwicklung am Schweizer Bio-Markt ist unser Umsatz mit Schweizer Bio-Produkten im vergangenen Jahr gewachsen», erklärt Jérôme Meyer, Country Managing Director von Aldi Suisse.

Gleiche Marge wie bei konventionellen Produkten

Ab dem Sommer will Aldi auch «Retour aux Sources»-Brote verkaufen. Daneben komme Pouletfleisch «von unserem Bruder-Hahn-Projekt ins Sortiment», ebenso wie weitere Früchte und Gemüse – zum Beispiel Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln.
Bei den Bio-Produkten von Aldi Suisse liege jeweils dieselbe Marge zugrunde wie bei den konventionellen Artikeln, so Meyer: «Wir verdienen bei den Bioprodukten genauso viel wie mit anderen Produkten.»
  • handel
  • food
  • esg
  • aldi
  • coop
  • migros
  • landwirtschaft
  • marketing
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Orior: Sacha D. Gerber wird Finanzchef

Der ehemalige Emmi- und Calida-CFO löst im Januar Andreas Lindner ab.

image

Nespresso kann man auch aufs Brot streichen

In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.

image

Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin

Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.

image

Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite

Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.

image

Einst Migros, jetzt Coop: Transgourmet schluckt Saviva

Der Gastro-Zulieferer wird mit allen Mitarbeitern von der Coop-Grosshandels-Tochter übernommen.

image

Schluss mit der Tierquälerei: Zulassung für kultivierte Foie Gras in der Schweiz beantragt

Ein französisches Unternehmen will seine Entenleber-Pastete in ganz Europa und den USA ausrollen.