Jetzt offiziell: KaDeWe meldet Insolvenz an

Die Signa-Pleite fordert damit ihr prominentestes Opfer. Der Fall ist auch ein Warnschuss für Globus.

29.01.2024
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Flaggschiff: Das «Kaufhaus des Westens» in Berlin  |  Bild: PD
Die Probleme in René Benkos Immobilien- und Retail-Konstruktion fressen sich nun auch in den KaDeWe-Konzern hinein: Die Gruppe von Nobelkaufhäusern mit KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und dem Alsterhaus in Hamburg hat bei einem Handelsgericht in Berlin Insolvenz angemeldet.
Das teilte das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit: Man habe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Ziel sei vor allem, sich von den hohen Mieten aus den bestehenden Verträgen zu befreien – den die machten «ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich.»
Der Fall wäre auch aus Schweizer Sicht sehr bedeutsam. Denn KaDeWe steckt in einer fast identischen Konstruktion wie Globus: Die deutsche Warenhaus-Kette ist zu 49,9 Prozent im Besitz von Benkos Signa-Struktur sowie zu 50,1 Prozent im Besitz der Central Group aus Thailand. Und auch die KaDeWe-Chefs konnten sich – wie Globus-Chef Franco Savastano – bislang unbeeindruckt geben von den Problemen des René Benko: KaDeWe sei gut aufgestellt, so ihre Botschaft; die Signa-Turbulenzen hätten keine Auswerkungen; und Benko sei ja nur ein «Mindergesellschafter».
Ebenfalls wie bei Globus gab die Central Group zu KaDeWe einige Statements ab, welche eine solide Unterstützung versprachen.

Pokern in Bangkok

Laut den Quellen des «Capital»-Berichts ist der Thai-Konzern jetzt aber nicht mehr bereit, weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen. Denkbar sei allerdings auch, dass die Familie Chirathivat via Insolvenz die KaDeWe-Mehrheit günstig übernehmen will; und/oder dass sie wie angedeutet die alten, allzu teuren Mietverträge mit Signa-Gesellschaften loswerden möchte.
Das würde einem Szenario entsprechen, das sich bei einer weiteren Warenhaus-Grösse abzeichnet – nämlich bei Selfridges in Grossbritannien. Es ist der dritte ähnlich gelagerte Fall. Denn auch dort liegt eine Joint-Venture-Situation von Signa und Central Group vor. Und auch bei Selfridges markierte die Central Group (nach früheren Solidaritätsbekundungen) jüngst einen gewissen Abstand.
Die Thailänder hatten im Prozess der Zerlegung der Signa-Gruppe offenbar in den Poker-Modus gewechselt – und sie signalisieren nun: Wir lassen uns nicht drängen.
Was wiederum denkbar macht, dass sie letztlich doch auf einen Ausbau des Engagements in Europa verzichten.
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