Bericht: Migros soll Neuendorf und Egerkingen Millionen zahlen
Ein neues Verteilzentrum auf dem Boden der beiden Gemeinden weckt an den Standorten im Kanton Solothurn Begehrlichkeiten.
10.07.2023«Fluch und Segen»: So könnte das neueste Kapitel der Lagerhallen-Legende im solothurnischen Amtsbezirk Gäu benannt werden. Westlich des Autobahnkreuzes von Härkingen erlebten Gemeinden wie Neuendorf und Egerkingen in den letzten Jahrzehnten eine inzwischen unüberschaubare Massierung an Verteilzentren. Darunter: die Hallen des 2022 eingeweihten Migros Verteilbetriebs in Neuendorf, dessen grösstes und neuestes Gebäude 168 Meter lang und 140 Meter breit ist.
Damit nicht genug, will die Migros laut einem Bericht der Tamedia-Gruppe noch eins drauf legen: Die Detailhändlerin plant demnach, ein bereits in ihrem Besitz befindliches 18 Hektaren grosses Gelände zu bebauen – 6 davon liegen auf Neuendorfer, 12 auf Egerkinger Gemeindeboden. Der «Schweizer Bauer» hatte im Oktober 2022 zuerst darüber berichtet.
Zu stehen kommen soll laut mehreren Quellen ein Logistikzentrum der erfolgreichen Migros-Digitaltocher Digitec Galaxus. Der Versuch, dieses in Utzensdorf (BE) zu bauen, sei wegen Einsprachen gescheitert. Der «Vorteil» von Egerkingen/Neuendorf: Die grössere Nähe zum nächsten Autobahnanschluss.
Um ein Stück vom wachsenden Lagerhallen-Geschäft zu erhalten, hat die letzte Gemeindeversammlung von Neuendorf im Dezember 2022 beschlossen, von der Migros eine Million Franken zu verlangen. Auch der Nachbarort Egerkingen wünsche sich laut dem Bericht einen sechsstelligen Betrag als «Lenkungsabgabe», der für das Gemeindewohl eingesetzt werden soll, so Gemeindepräsident Johanna Bartholdi. Ausserdem strebe sie eine Garantie an, dass nicht nur Logistiker am neuen Ort arbeiten würden, sondern auch «hoch qualifizierte Leute aus dem Marketing oder der Personalabteilung».
Die Antwort der Migros auf die Forderungen: Diese seien völlig legitim. Man würde sich aber an den politischen Prozess halten, und dieser sehe vor, dass am Ende der Kanton Solothurn über Richtplanänderungen entscheide, die es für einen Ausbau braucht.
Früher habe man mit dem Argument, zusätzlich Arbeitsplätze zu schaffen, alles erreichen können, so Gemeindepräsidentin Bartholdi. Nach Jahrzehnten des Wachstums denkt die Gemeindepolitik hingegen verstärkt an die unmittelbaren Folgen, etwa die Notwendigkeit neuer Schul- und anderer Infrastrukturbauten.
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