Bericht: Shopping ohne Kasse hat seine Tücken
Der Selbstversuch eines deutschen Journalisten zeigt, dass einiges schief gehen kann, wenn ein Kunde am Kassenlos-Projekt «Pick&Go» des Detailhändlers Rewe teilnimmt.
23.11.2023Klappt es wirklich? Ausschnitt aus Erklärvideo für «Pick&Go» von Rewe | Bild: Youtube / Rewe (Screenshot)Ein Jahr lang kaufte der deutsche Journalist Peer Schader beim Detailhändler Rewe als «Pick&Go»-Kunde ein – einem System, das Shopping ohne Artikelscannen und Schlangestehen an der Kasse ermöglicht. Sein Fazit: Die neue Kassen-Technologie stösst öfter an Grenzen, als es dem Kunden und dem Händler lieb sein kann.
Wenn alles glatt laufe, sei «Pick&Go» wirklich grossartig, schreibt Schader: Kaum sei man zur Tür raus, erscheint der Kassenbon auf dem Smartphone, «auf dem wie von Zauberhand alle aus dem Regal gegriffenen Artikel richtig auftauchen, während andere Kund:innen im selben Laden noch an der regulären Kasse anstehen, um aufs Bezahlen zu warten».
Nur sei das nicht ausnahmslos die Regel. Kompliziert kann es (für das System und den Kunden) zum Beispiel werden, wenn der Kunde ähnliche Waren aus dem Regal herausnimmt und wieder zurückstellt. Obwohl die Software des Rewe-Partners Trigo Vision laut einem Erklärvideo für diesen Vorgang gerüstet sein sollte, klappt es laut Schader nicht immer. So scheine es immer wieder vorzukommen, «dass Kund:innen Artikel berechnet werden, die sie zwar in der Hand hatten, aber wieder zurückgelegt haben». Ihm sei das ebenfalls bei einem von 16 Einkäufen passiert.
Erklärvideo zu «Pick&Go» von Rewe | Quelle: Youtube / Rewe
Auch Gruppeneinkäufe – etwa mit der ganzen Familie – machen Probleme. Schon beim Einkauf zu zweit sei die Technologie vollends durcheinander gekommen, «nachdem meine Begleitung mehrere von ihr aus dem Regal genommene Produkte an mich weitergereicht und ich sie in eine mitgebrachte Tasche gepackt hatte». Diese Artikel seien nachher nicht auf der Quittung aufgetaucht.
Sperrung bei auffälligen Fehlermeldungen
Der Journalist nimmt nach der einjährigen Shoppingrecherche an, dass das System manchmal einfach rät, was da eingepackt wird – etwa beim Offenverkauf von Obst und Gemüse, das es in konventioneller und Bio-Qualität gibt. Dann dauere es auch verdächtig länger, bis der E-Bon in der Einkaufsapp auftauche.
Wer zu oft wegen der Falschverrechnung von besonders teuren Artikeln (Grenzwert: 15 Euro) per E-Mail bei Rewe reklamiert, muss damit rechnen, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Der Detailhändler erklärt gegenüber Schader, «bei Verdacht auf ungewöhnlich häufige Reklamationen» die Einkaufsprozesse des Kunden sorgfältig zu prüfen, «bevor in Einzelfällen Massnahmen – wie im seltenen Fall die Sperrung eines Pick&Go Accounts – vorgenommen werden».
Damit sei auch die Behauptung, das System des Anbieters Trigo mache Supermärkte «diebstahlsicher» zu bezweifeln. Schaders Fazit: «Mag sein, dass potenzielle Diebe nicht mehr einfach in den Laden gehen und Produkte mitgehen lassen können, ohne dafür zu bezahlen; dafür ist das System aber an anderen Stellen anfällig für Betrug.»
- Amazon ist Vorreiter beim «Grab&go»-Shopping:
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