Detailhandels-Tech 2023 und seine Chancen. Teil 2: Die Kasse (ist weg)

Konsider schätzt in einer Artikelreihe ein, wie Hightech Einkaufswagen, Bezahlvorgänge, Home-Delivery und Laden-Formate verändern. Teil 2: «Just walk out» – Zahlen wird zum Spaziergang.

14.02.2023
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Einfach rauslaufen: Armani-Popup-Shop in Düsseldorf  |  Bild: PD L'Oréal.

Neue Shoppingtrollys, neue Kassiersysteme, neue Food-Kuriere, unbemannte Filialen: Aktuelle Technologien verändern das heutige Detailhandelsgeschäft massiv.

Konsider stellt die wichtigsten Trends vor und beurteilt in einer vierteiligen Reihe deren Relevanz für die Retailbranche.

 

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Kassen gibt es vielleicht schon bald nicht mehr

«Just walk out» – Zahlen wird zum Spaziergang


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Handfläche drauf, und schon gehts los | Bild: PD Amazon
In Spanien forciert der Sportartikelhändler Decathlon das Ende herkömmlicher Kassenbezahlung. Es gibt nur noch das Self-Checkout an unbedienten Terminals – und die Abrechnung zwischen den Regalen direkt bei den Verkäufern. Diese verläuft elektronisch über das Smartphone des Kunden und den Handterminal der Mitarbeiter.
Noch einfacher verläuft der Zahlvorgang in den Amazon-Go-Läden in den USA, die mit der One-Technologie von Amazon ausgestattet sind. Eingecheckt wird mit der App oder der Handfläche. Die App der Firma registriert alle Einkäufe im Laden und rechnet automatisch ab.
L’Oréal hat 2022 in einem Pop-up-Laden in Düsseldorf das Check-out durch Erkennung der RFID-Tags an Zahlschleusen beim Ausgang getestet. Mit dieser Variante von «Just walk out» experimentieren auch andere Retailer wie Tesco oder Aldi Nord.
Barcodes und Scanning werden überflüssig: Das ist das Versprechen des belgischen Detailhandelskonzerns Colruyt. Er setzt bei seinem «Smart Checkout» Künstliche Intelligenz an der Kasse ein. LED-Lampen und eine Kamera erkennen von oben die Waren im Chörbli oder Wägeli. Einen Mitarbeiter braucht es hier zwar noch. Dennoch ist der Abrechnungsvorgang um 20 Prozent schneller erledigt.
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Das ist toll:
Interessant sind die Technologien insbesondere für Eilige. Zum Beispiel für Angestellte, die zur Mittagszeit in einem stark frequentierten Convenience-Shop ihr Mahl einkaufen. Oder an Flughäfen, wo zwischen Duty-Free-Shopping und Flug wenig Zeit bleibt und der Kunde im Vornherein weiss, was er kaufen will.

Konsider-Spoiler: Das ist heikel.

Die meisten dieser neuen Bezahlformen bedingen, dass die Kunden auf elektronische Weise an das Bezahlsystem des Retailers angebunden sind, zum Beispiel über eine installierte App. Das mag für Stammkunden kein Problem sein. Für alle anderen vielleicht doch.
Dazu kommt die Vertrauensfrage: Glauben die Menschen, dass Handel sorgsam mit den Kundendaten umgeht und immer korrekt abrechnet? Und wie sehr können die Retailer Kunden daran hindern, die Waren an den Zahlschleusen vorbei zu schmuggeln?

Fazit:

Die «Just-Walk-out»-Lösungen kommen vorerst nur in Nischen zum Einsatz. Vor allem die technische Anbindung der Kunden ist ein Stolperstein. Amazon musste in seinen Fresh-Filialen nach einem halben Jahr wieder Kassiere einführen, weil zu viele potenzielle Kunden die nötige Amazon-App nicht installieren mögen. Wenn Kundenfrequenzen leiden (wie in der gegenwärtigen Inflationslage), werden Hightech-Lösungen schnell zu Schönwetterphänomenen.
  • Hier geht es weiter zu Teil 3/4: Delivery – Wenn der Roboter zweimal klingelt.
  • und zu Teil 4/4: Smart Shop – Der Laden als Verrichtungsbox.
  • Und hier zurück zu Teil 1/4: Das Wägeli – vom Drahtesel zum Sparschwein.

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