Biomarkt: Preisüberwacher wittert Überteuerung – aber kann nichts tun

Stefan Meierhans hat den blockierten Bio-Bericht vorgelegt. Der Konsumentenschutz fordert, dass die Wettbewerbskommission gegen die Marktmacht von Migros und Coop vorgeht.

27.01.2023
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Beobachtet weiter: «Monsieur Prix» Stefan Meierhans.
Preisüberwacher Stefan Meierhans hat den zuvor blockierten Bericht über Preise und Margen bei den Bio-Lebensmitteln nun doch veröffentlicht – allerdings mit geschwärzten Passagen.
Die Analyse wiederholt in etwa das bekannte Bild: Migros und Coop haben eine grosse Marktmacht im Bio-Bereich; dies führt offenbar dazu, dass sich die beiden Riesen eher dulden als bekämpfen. Was wiederum zur Folge hat, dass es nennenswerte Margenunterschiede zwischen konventionellen und Bio-Produkten gibt.
Oder anders: Der Handel schöpft im Bio-Bereich wohl eine Art Luxus-Aufschlag ab.
Stefan Meierhans widerspricht dabei einem Kernargument der Grossverteiler. Die erklären ihre Bio-Aufschläge – neben einem gewissem Zusatzaufwand im Handling – stark mit den erhöhten Marketingkosten. Der Bericht mutmasst nun aber, dass daran weniger die Rüben oder Schnitzel an sich schuld sind, sondern die Positionierung des Unternehmens: Die Händler investieren mehr in die Bio-Werbung, weil sie sich damit selber beim Publikum als besonders nachhaltig darstellen können.
«Zusätzliche Marketingkosten könnten weniger dem Produkt an sich, sondern der Positionierung des Unternehmens geschuldet sein, welches sich auf dem Markt als besonders nachhaltig zu positionieren versucht.»
Hier wittert Stefan Meierhans eine Art Missbrauch: Die Bio-Linie werde gern «als Kommunikationsplattform» verwendet – «als Mittel, um interessante Zielgruppen in den Laden zu bringen».
Jedenfalls kommt das Papier aus Bern zum Schluss, dass rund 60 bis 70 Prozent der betrachteten Bio-Produkte eines (ungenannten) Grossanbieters eine höhere Nettomarge aufweisen als ihr konventionelles Pendant – selbst wenn man Mehrkosten für verstärkten Aufwand bei Liquidationen und Warenabschreiber in der Verkaufsstelle anrechnet.
  • Zum Bericht: «Vorabklärung des Preisüberwachers betreffend die Preise der (Bio-)Lebensmittel im Detailhandel», 27. Januar 2023.
Allerdings: Vergleicht man die Bruttomarge für einige hoch standardisierte Produkte in Bioqualität, so ergibt sich auch ein heterogenes Bild. Die Händler haben also einen gewissen Spielraum bei der Preissetzung einzelner Produkte.
In seinen Betrachtungen vergleicht «Monsieur Prix» die hiesige Lage auch mit den Niederlanden, wo ein grosser Wettbewerbsdruck im Bio-Bereich herrscht (so dass die Händler dort vereinzelt sogar draufzahlen).
Das Ergebnis: In den Niederlanden sind die Nettomargen bei den Bio-Produkten ohne Ausnahme tiefer als bei den konventionellen Lebensmitteln. In der Schweiz ist dies bei gut einem Viertel der Produkte nicht der Fall.

Agreement abgelehnt

«Das ist ein Indiz dafür, dass das wenig wettbewerbsintensive Umfeld in der Schweiz dazu beiträgt, dass Bio-Produkte stärker verteuert werden, weil sie eine extra hohe Marge zu tragen haben», so die «Vorabklärung».
Meierhans hat nun einigen Detailhändlern (Migros? Coop?) einen Vorschlag zur Selbstverpflichtung vorgelegt. Die Idee: Die Unternehmen verpflichten sich zu einer Deckelung der Nettomargen – so dass die Nettomargen maximal 20 Prozent höher wären als bei entsprechenden konventionellen Produkten. «Bedauerlicherweise waren XXXXXX Unternehmen zu diesem mit Preissenkungen verbundenen pragmatischen Vorgehen nicht bereit», so der Bericht.
Das amtliche Fazit lautet nun: Der Preisüberwacher wird die Lage «weiter beobachten». Stefan Meierhans kann derzeit also wenig tun und auch wenig mehr erfahren.
Doch der Druck soll offenbar weiter hoch gehalten werden: Der Konsumentenschutz reagierte umgehend auf die Veröffentlichung und forderte erneut, dass die Wettbewerbskommission eingreift: Sie soll die Marktmacht von Migros und Coop im Bio-Bereich ins Visier nehmen. Inzwischen hat auch die Präsidentin der Stiftung, Nadine Masshardt, dazu einen parlamentarischen Vorstoss eingereicht.
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