Coop-Umfrage: Appetit auf Plant-based erlahmt

Der «Plant Based Food Report 2023» zeigt, dass der Markt für vegane Ersatzprodukte allmählich gesättigt sein könnte.

19.01.2023
image
Veganes Gericht von Coop-Tochter Hilcona | Bild: Youtube / Hilcona (Screenshot)
Der Appetit der Schweizerinnen und Schweizer auf pflanzenbasierte Ersatzprodukte scheint allmählich gesättigt. Das zeigen Resultate aus der Umfrage, die Coop im «Plant Based Food Report 2023» veröffentlicht hat.
Die Ergebnisse des Berichts basieren auf 2’200 repräsentativen Online-Interviews in der ganzen Schweiz, einer Auswertung der anonymisierten Supercard-Verkaufsdaten von Coop sowie Marktdaten von Nielsen.
Wie bereits im letzjährigen Report zeigt sich auch 2023, dass der Konsum von Produkten der Kategorie Plant based weiter abflacht.
Coop macht nach einem Höhepunkt im Frühling 2021 konstant ziemlich gleich viel Umsatz mit diesem Sortiment.
image
Einkaufsvolmen von veganen Ersatzprodukten bei Coop

Männer haben wenig Lust auf Plant-based

Bis heute hat gut die Hälfte der Schweizer mindestens einmal ein veganes Ersatzprodukt für Fleisch, Milch oder Joghurt probiert. Die Zahl ist aber kaum mehr gestiegen – trotz umfangreicher Werbekampagnen der Hersteller.
Vor allem den männlichen Konsumenten scheint die Lust auf Schnitzel aus Erbsenprotein abzugehen. Die Zahl der Männer, die sich als Substitarier (siehe unten) bezeichnen, ist seit der letzten Erhebung von Coop sogar um einige Prozentpunkte gesunken – auf gut einen Fünftel.
Substitarier und Flexitarier: Was ist was?
Substitarier wählen mehrmals pro Monat vegane Ersatzprodukte, die dem tierischen Original nachgeahmt sind. Sie essen auch Fleisch, Fisch, Milch und/oder Käse und kombinieren diese Zutaten häufig in der gleichen Mahlzeit mit den veganen Ersatzprodukten. Substitarier sind eine Untergruppe der Flexitarier.
Flexitarier sind Teilzeitvegetarier, die bewusst mehrmals pro Monat auf tierische Produkte verzichten. Sie essen jedoch auch Fleisch, Fisch, Milch, Käse sowie andere Lebensmittel tierischer Herkunft.
Insgesamt ist seit der letzten Umfrage der Anteil von so genannten Substitariern – Menschen, die tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen ersetzen – auch in allen Altersgruppen gesunken: Ausnahme: die 30- bis 44-Jährigen, wo es eine leichte Zunahme gibt.

Plant-based ist «urban food»

Die pflanzlichen Alternativprodukte finden zudem selten den Weg aufs Land. Wie der Coop-Bericht zeigt, sind vor allem Deutschschweizer Städte die Heimat der Substitarierinnen und Substitarier: Die Top-15-Einkaufsgemeinden für die drei Sortimentskategorien Fleisch-, Milch- und Käseersatz liegen alle in der Deutschschweiz.
image
Quelle: Coop Plant Based Food Report 2023
In den Kantonen Jura, Neuenburg, Wallis und Uri finden hingegen nur selten Fleischersatzprodukte den Weg in den Einkaufskorb. Bei den veganen Milchalternativen sind die Appenzellerinnen und -zeller Top-Konsumenten – neben den üblichen Verdächtigen in Basel, Zug und Zürich.
image
Quelle: Coop Plant Based Food Report 2023
Auch die Zahl der so genannten Flexitarier nimmt kaum mehr zu. In der Altersklasse 40 bis 59 ist der Trend sogar rückläufig. Einzig bei den über 60-Jährigen steigt deren Zahl. Mitglieder dieser Altersgruppe, die sich als Flexitarier betrachten, greifen allerdings am wenigsten zu Fleischersatzprodukten – nur jeder achte tut dies.
Mit anderen Worten: Sie verzichten auf Fleisch und konsumieren stattdessen vermehrt Gemüse, Hülsenfrüchte und andere vegetarische Lebensmittel statt vegane Ersatzprodukte. Diese finden unter den Flexitariern vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen Anklang.

Pflanzenwurst an Specksauce

Ein weiteres interessantes Ergebniss der Umfragen: Zwei von drei der so genannten Substitarier kombinieren Fleischersatzprodukte («plant-based») in derselben Mahlzeit mit tierischen Produkten.
Besonders beliebt ist diese Ernährungsweise bei jüngeren Menschen sowie im Tessin. Nur rund jeder Fünfte mischt Plant-based-Lebensmittel bewusst mit solchen tierischen Ursprungs. Die anderen überlegen sich das nicht so genau.
Zur Studie:
  • Coop, «Plant-based Food Report 2023. Studie zum veganen Genuss in der Schweiz», Januar 2023.
Zum Thema:

  • industrie
  • food
  • handel
  • vegan
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Nespresso kann man auch aufs Brot streichen

In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.

image

Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin

Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.

image

Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite

Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.

image

Einst Migros, jetzt Coop: Transgourmet schluckt Saviva

Der Gastro-Zulieferer wird mit allen Mitarbeitern von der Coop-Grosshandels-Tochter übernommen.

image

Schluss mit der Tierquälerei: Zulassung für kultivierte Foie Gras in der Schweiz beantragt

Ein französisches Unternehmen will seine Entenleber-Pastete in ganz Europa und den USA ausrollen.

image

Wohnaccessoires: Depot beantragt Insolvenz

Der ehemaligen Migros-Deko-Tochter drohte in Deutschland offenbar die Zahlungsunfähigkeit.