Der Supermarkt der Zukunft ist zweigeteilt

Beim belgischen Detailhändler Louis Delhaize geniesst die Kundschaft den Frische-Einkauf, während flinke Helfer den langweiligen Part übernehmen.

15.07.2022
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Soll den Einkauf vereinfachen: Raumplan für die «offenen Märkte» von Louis Delhaize | Bild: PD/Louis Delhaize
Einfach mal nur Frisches: Wer im belgischen Städtchen Gembloux sein Wägeli durch den neuen Supermarkt der Kette Louis Delhaize stösst, kommt sich beinahe vor wie auf dem Dorfmarkt. Gemüse, Früchte, Fleisch, Brot oder Säfte laden ein zum Auswählen und Zugreifen. Weit und breit keine Grosspackungen von Waschmitteln oder Windeln, keine Dosenschluchten oder Schachtelgassen.
Das bisher einmalige Konzept heisst «Open Market». Der offene «Marktplatz» nimmt den gesamten vorderen Teil des 1400 Quadratmeter grossen Ladens ein.
Weiter hinten folgen dann die Gestelle mit verpackten Food- und Near-/Non-Food-Artikeln. Auch die Aktionen in Multipackungen sind hier zu finden.

Markt und Lagerhalle

«Shopping versus Buying» benennt das belgische Branchenorgan «Retaildetail» die Idee des zweigeteilten Supermarktes. Vorne wird in Waren geschwelgt, hinten der nötige Rest eingekauft: Alles, was auf der Einkaufsliste üblicherweise ganz oben steht und blind aus den Regalen gegriffen werden könnte, steht im weniger attraktiven «Entrepôt» (Lagerhalle) bereit.
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Im hinteren Bereich liegt die Lagerhalle («Entrepôt) mit Regalware und Aktionen | Bild: PD/Louis Delhaize
Ganz speziell wird die Sache aber wegen der nächsten Stufe: In einem zweiten Schritt kommen Shopping-Assistenten dazu, elektronische wie menschliche.
Wer den zweiten Versuchsladen im Orsteil Jumet der Stadt Charleroi betritt, wird am Eingang demnächst über einen Touch-Screen Artikel eingeben können, die dann von Filialmitarbeitern konfektioniert und innert zwei Stunden bereitgestellt werden.
Dieser Schritt funktioniert auch von zuhause aus. Ein Einkauf könnte also daheim beginnen, wo die «üblichen Verdächtigen» eines Einkaufs wie Milch, Teigwaren, Fertigsugo, Windeln oder Toilettenpapier online bestellt werden. Danach fährt man zur Filiale, um Frischwaren im «Open Market» auszuwählen, während im «Entrepôt» freundliche Helfer die weniger amüsanten Einkäufe eintüten und zum Abholen an die Click&Collect-Rampe bringen.

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Vorne im Laden wird bedient und beraten | Bild: PD/Louis Delhaize
Die Idee ist bestechend, schlägt sich doch mehrere Marketingfliegen mit einer Klappe:
  • Multichannel: Der Einkauf online kann mit dem Besuch einer stationären Filiale verbunden werden.
  • Promotionen: Im «Open Market» entdeckt und probiert die Kundschaft an Promotionsständen neue Artikel «in echt».
  • Events: Es gibt Raum für Kochdemos oder Tastings.
  • Kundenbindung: Mehr Zeit für Service und intensivere Beratung durch das Personal.
Die neuen Läden von Louis Delhaize wurden am runden Tisch mit Kunden und Mitarbeitern entwickelt. Dabei enstand etwa auch die Idee, neben der Recyclingstation ein Waschbecken aufzustellen, um die Hände nach Abgabe des Frittieröls oder der Plastikflaschen zu reinigen.
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Frische Pralinen aus dem Kühlregal
Last, but not least eine sehr belgische Innovation: Frisch hergestellte Pralinen gibt es auch, gekühlt aufbewahrt, als wäre man beim Chocolatier. Wie könnte es anders sein.
  • handel
  • shop design
  • e-commerce
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