Dass die Kreislaufwirtschaft weiter an Bedeutung zunimmt? Diese These erstaunt nicht wirklich. Dass Quick Commerce immer noch bedeutsamer wird? Das schon eher – denn immerhin hält auch das GDI in seinem Jahresanfangs-Trendbericht fest, dass viele Lieferdienste trotz aller Beliebtheit noch nicht profitabel.
Aber weil sie die Vorstellungen von einer angemessenen Lieferzeit auch in anderen Bereichen senken, wird man die Quick-Commerce-Startups auch 2024 Ernst nehmen müssen.
Dies zwei Punkte des neuen «Trend Updates» der bekannten Stiftung aus Rüschlikon. Diverse Vorschläge gaben schon 2023 viel zu reden und vor allem zu schreiben, beispielsweise Laborfleisch.
Oder Food as Medicine (was die Nestlé-Markt- und Trendforscher sicher bestätigen werden).
Oder der aktivistische Konsum: «Purpose-orientierter Konsum kurbelt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen an, die mit den Werten der Konsumenten übereinstimmen und ermutigt im Idealfall Unternehmen dazu, nachhaltigere und ethischere Praktiken entlang der gesamten Lieferkette einzuführen», so das GDI-Paper.
Ob das 2024 dann wirklich bestimmender wird? Man wird bald sehen. Doch das Trendbarometer des Migros-Think-Tanks bietet doch auch einige eher unbekannte oder überraschende Vorschläge. Zum Beispiel:
Just-Walk-Out-Checkout
In der Schweiz sind Self-Checkout-Kassen selbstverständlich geworden. Nicht so in anderen Ländern Europas wie etwa Deutschland. Dabei würde sich der stationäre Handel trotz Angst vor Diebstahl gut tun, diese einzusetzen: Weil Warteschlangen zu lang sind, gehen den Supermärkten in Grossbritannien jährlich eine Milliarde an Umsatz verloren, weil die Leute voller Ungeduld den Einkauf abbrechen. 2018 gab es weltweit schätzungsweise 350 Geschäfte mit autonomem Checkout. Bis 2024 wird diese Zahl voraussichtlich auf 10'000 ansteigen.
In Onlineshops lässt sich das Kaufverhalten leicht über Tracking-Tools messen. In Shops ist das aber anders. Doch vermehrt sollen Sensoren und Kameras anonymisiert Bewegungen aufzeichnen und Infos zu Laufwegen, Verweildauer vor Regalen, Wartezeiten oder Kaufabbrüchen liefern.
Es war ein Trend, auf den sich schon im letzten Jahr die grossen Händler stürzten. Die Werbung findet sowohl online als auch offline – also etwa in Onlineshops, aber auch auf Screens in Läden – vermehrt am POS selbst statt. Händler nutzen die Flächen zunehmend, um noch mehr Umsatz zu generieren und gezielt Produkte anzubieten.
Chatbots werden vermehrt persönliche Interaktionen ersetzen. Sie führen menschenähnliche Unterhaltungen wie beispielsweise AI-Drive-Through-Assistenten in Fastfood-Restaurants, die personalisierte Angebote und Echtzeit-Bestellungen anbieten.
Zalando experimentiert schon seit Jahren mit der virtuellen Umkleidekabine und möchte künftig Avatare nutzen, um digitale Identitäten der Käufer zu schaffen. Dafür werden sie erst in einer virtuellen Umkleidekabine gescannt, eine KI erstellt den Avatar und der kann dann in den Onlineshops einkaufen, um besser passende Grössen zu finden. Das wird zur Normalität.
Shopping-Avatar von Zalando. Bild: ZVG
Nachhaltige Haustiernahrung
Die Zuneigung zu Haustieren hat nach der Corona-Pandemie etwas nachgelassen hat – unter anderem durch weniger Homeoffice. Nun hofft die Industrie auf einen neuen Umsatzbringer. Da die Herstellung von Hausttiernahrung auch einen ökologischen Fussabdruck verursacht, wollen sie nun nachhaltige Tiernahrung produzieren. Und wie beim Menschen werden auch dort andere Proteinquellen als Fleisch verwendet.
Stärkere Rolle der Creators
In den nächsten fünf Jahren werden etwa eine Milliarde Menschen als Content Creators auf Social Media agieren. Dabei werden Konsumenten immer mehr eigene Inhalte erstellen und als Köche oder Food-Blogger auf Themen wie Foodwaste, nachhaltige Landwirtschaft oder gesunde Ernährung hinweisen.
True Cost of Food
Die «wahren Kosten von Lebensmitteln» berücksichtigen die Belastung der Umwelt sowie die sozialen Kosten der Lebensmittelproduktion. Damit soll eine Transparenz geschaffen werden, die der Konsument belohnt, wenn er sein Verhalten zugunsten ökologischer und gesünderer Produkte verändern wird. Diese Kosten errechnen sich folgendermassen: Marktpreis + Umweltkosten + soziale Kosten. Bei dieser Rechnung würde Bio-Gemüse noch günstiger werden, aber Fleisch aus Massentierhaltung dafür umso teurer.