Grosses Misstrauen zwischen Fleischessern und -feinden

Eine Umfrage des Wurstherstellers Rügenwalder über Fleischersatz zeigt, wie Vorurteile den Burgergraben in der Konsumgesellschaft vertiefen.

24.03.2023
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Bitte keine Vorurteile: Diese Würste sind vegan | Bild: PD Rügenwalder
Befragt man Konsumenten zu veganer und vegetarischer Ernährung, kommen jeweils ähnliche Ergebnisse heraus:
  • Die Jüngeren neigen mehr zu Fleischalternativen als die Älteren.
  • Frauen mögen Fleisch weniger häufig als Männer.
  • Und grundsätzlich isst nur jede zehnte Person fast oder gar kein Fleisch.
Die Rügenwalder Mühle steht hier an einer Schnittstelle: Ursprünglich Metzgereibetrieb und Wursthersteller, ist das 250-Millionen-Euro umsatzstarke Unternehmen nun grossflächig im fleischlosen Segment tätig; 2020 erzielt es erstmals mehr Umsatz mit vegetarischen Produkten.
Nun lotete das Unternehmen in einer Konsumenten-Umfrage den Graben zwischen Fleischessern und Fleischfeinden neu aus.

Vorurteile allenthalben

Einige Ergebnisse: Fast jeder zweite Vegetarier oder Veganer fühlt sich von Personen mit konträrem Ernährungsstil verurteilt.
Und tatsächlich gehen...
  • ...die Vegetarier oder Veganer jedem dritten Fleischesser «einfach auf die Nerven».
  • Jeder vierte Fleischesser hat das Gefühl, von den Vegis ständig missioniert zu werden,...
  • ...so dass jeder siebte die Vegis «einfach unsympathisch» findet.
  • Eine Mehrheit glaubt zudem, dass die Vegis mehr Geld für ihre Ernährung ausgeben als sie selber.
Die Fleischesser wiederum sind zu fast 40 Prozent überzeugt, von der Gegenseite verurteilt zu werden – jeder zehnte sogar «sehr oft».
Ein wenig gelassener sind die Konsumenten in der Mitte des Glaubensstreites, die Flexitarier. Sie werden in der Umfrage als nur «gelegentliche» Fleischesser definiert und glauben lediglich zu 30 Prozent, von den anderen Gruppen verurteilt zu werden.
Fleischalternativen: Nur jeder zweite Vegi kauft sie regelmässig
In der Rügenwalder-Umfrage gaben 70 Prozent der befragten Personen an, «bereits Fleischalternativen gegessen zu haben». Bei den Befragten, die sich fleischhaltig ernähren, halbiert sich der Anteil. Es gibt also offenbar einen standhafte Gruppe von Plantbased-Verweigerern.
Insgesamt essen 40 Prozent der Deutschen die Alternativprodukte gelegentlich. Unter den Vegetariern und Veganern liegt die Zahl der «regelmässigen» Esser allerdings ebenfalls nur bei 50 Prozent. 30 Prozent aller Befragten finden zudem, dass Fleischersatz «ein guter Kompromiss zwischen Fleischgenuss und gutem Gewissen» sei.
Anders ausgedrückt: Fleischersatz ist ein Kompromiss, der selbst Verschmäher der fleischlichen Genüsse nur eingeschränkt begeistert.
Ein weiterer Fragekomplex zielt auf die Wandelfähigkeit der Anhänger von Ernährungsstilen ab. Ergebnis: 40 Prozent geben an, dass sie sich auf eine bestimmte Art ernähren, weil sie es schon immer so getan haben oder es so gewohnt sind. Und fast 3 von 5 nennen als Grund für ihre Ernährungsweise, dass «es mir so am besten schmeckt».
Zudem essen 2 von 3 der Befragten (64 Prozent) genauso oder ähnlich wie ihre Eltern. Insbesondere die Fleischesser übernehmen die Ernährungsform der Vorfahren (81 Prozent). Flexitarier (mit 50 Prozent) und Vegetarier beziehungsweise Veganer (mit 16 Prozent) tun dies deutlich seltener.

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