H&M, Zara, C&A: Wiederverwertung endet im Nirgendwo
Eine NGO verfolgte 21 Kleidungsstücke, die Händlern zu Recyclingzwecken zurückgebracht wurden. Das Ergebnis ist ernüchternd.
9.08.2023Viele Kunden ahnen es vielleicht, aber die Hoffnung und der gute Wille sind meist grösser: Benutzte Kleidung, die man zum Zweck der Wiederverwendung in das Herkunftsgeschäft zurückbringt, landet zum grössten Teil im Abfall, in Schredderanlagen oder auch im Nirgendwo. Und das nicht etwa im eigenen Land, sondern allermeistens an Orten, die mit viel CO2 zu erreichen sind.
Das hat die Changing Markets Foundation bei einer aktuellen Untersuchung feststellen müssen. Die NGO verfolgte mittels so genannter AirTag-Tracker während elf Monaten den gesamten Verlauf der Reise von 21 Kleidungsstücken, die sie zuvor in Modegeschäfte zum Zweck der Wiederverwendung zurückgebracht hatte.
Dazu gehörten Filialen von H&M, Zara, C&A, Primark, Nike, Boohoo, New Look, The North Face, Uniqlo und Marks&Spencer in den Ländern Grossbritannien, Frankreich, Belgien und Deutschland. Alle diese Unternehmen werben dafür, gebrauchte Kleidung aus ihren Geschäften zurückzunehmen und der Wiederverwendung zuzuführen – in Wirklichkeit wird «Greenwashing» betrieben.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- 7 Stück erwartete ein Downcycling oder die Zerstörung. Die Artikel – allesamt in gutem Zustand – wurden vernichtet (etwa in einem Zementwerk verbrannt), entsorgt oder dem Recycling zugeführt, entweder als Füllmaterial oder Putzlappen.
- 5 Stück wurden innerhalb Europas weiterverkauft – nur eines davon im Land des Verkaufs, zwei weitere in der Ukraine.
- 5 Mode-Accessoires blieben die ganzen elf Monate im ursprünglichen Lagerhaus oder endeten nach einer Odyssee durch ganz Europa in einem weiteren Depot, das sie nicht mehr verliessen.
- 4 Stück landeten in Afrika. Dort kommen Secondhand-Kleider üblicherweise auf Märkte, von wo sie aber häufig auf Deponien gelangen, um am Ende zu verroten oder verbrennen.
Die Reiserouten der zur Wiederverwendung gedachten Kleidungsstücke | Karte: Changing Markets Foundation
Besonders verwerflich für die Autoren der Studie: In 13 der 21 Fälle händigten die Modehändler nach Rückgabe eines Kleidungsstücks aus ihrem Sortiment einen Rabattgutschein aus. Für das NGO ein Beweis, dass die Fast-Fashion-Riesen selbst in ihren Programmen zur Wiederverwendung lediglich einen Anlass erkennen, um die Wegwerfmentalität der Kunden zu fördern.
- Schweizer Altkleider reisen durchschnittlich 6'200 Kilometer. Das Fernsehen RTS montierte Geotagging-Chips an Recykling-Kleider. Die Resultate widersprechen einem beliebten Bild.
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