Studie: Coop und Migros sind zu wenig innovativ

Beide Detailhändler achten bei Neuerungen und Firmenübernahmen zu wenig auf den Nutzen für den Konsumenten. Migros liegt bei Patentanmeldungen vor Coop.

7.07.2022
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VIU-Brillenladen: Migros ist am Unternehmen beteiligt, das 2013 gegründet wurde. | Bild: PD/VIU
Was bieten die Schweizer Detailhändlern in Sachen Innovation? Viel zu wenig, und das wenige auf die falsche Weise. So lautet das ziemlich ernüchternde Fazit einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Kearney aus Chicago.
«Die meisten Innovationen der Schweizer Händler sind inkrementell, imitierbar und nicht differenzierbar, was bedeutet, dass sie nicht viel zum Branding der Einzelhändler beitragen», heisst es über Migros und Coop in der Studie «Growth and Innovation in Food Retail».
Im Vergleich zu US-Detailhändlern würden die Schweizer zu wenig in zukunftsweisende Technologien und in Innovationen mit Kundenvorteilen investieren.

Weniger Innovationen als andere

Coop und Migros hätten trotz ihrer reichen Innovationsgeschichte («beispielsweise bei Einkaufswagen und Produktdisplays») in den letzten fünf Jahren weniger Neuerungen hervorgebracht als die internationale Konkurrenz und reine Online-Player.
  • Die Studie: Kearney: «Growth and Innovation in Food Retail», Juli 2022.
Anders als der US-Retailer Walmart, der 92 Prozent seiner mehr als 2000 Patente in den letzten sechs Jahren anmeldete, entfielen bei Migros und Coop nur gut 25 Prozent der insgesamt 102 Patente auf die letzten fünf Jahre.
Ein Zückerchen für die Dutti-Nachfolger halten die Berater von Kearney allerdings bereit: Migros meldet ein Vielfaches der Patente von Coop an. Innovation scheine für die Zürcher einen grösseren Stellenwert zu haben als für die Basler.

Tochterfirma für alles Neue

Migros hat den Fokus seiner Innovations-Aktivitäten in die Tochter Sparrow Ventures ausgelagert. Am Konzernsitz in Zürich sind jedoch viele Mitarbeitende von den Aktivitäten der «Spatzen» ernüchtert, da diese sich vornehmlich an vielversprechenden Jungunternehmen beteiligen – zum Beispiel an VIU für Brillen, Bestsmile für gute Zähne oder aktuell an der Camping-Plattform Nomady.
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Zelten mit Migros: Die Tochterfirma Sparrow Ventures beteiligt sich am norwegischen Camping-Start-up Nomady. | Bild: PD
Eigene innovative Ideen hingegen kämen zu selten aus dem Spatzennest, so der Vorwurf. Und interne Projekte hätten gegen die auf Innovation gebuchten Sparrow Ventures wenig Chancen auf Verwirklichung.
Coop hingegen akquiriert laut Kearney generell vor allem längst etablierte Unternehmen statt junge Start-ups.
Im Durchschnitt seien Firmen, die Coop übernimmt, zum Zeitpunkt der Übernahme fast ein halbes Jahrhundert alt. Darunter seien «nur wenige innovative Technologie-Unternehmen».
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Coop ist laut der Studie bei Investitionen vorne. Übernommene Firmen sind im Schnitt aber bereits 49 Jahre alt. | Bild: ots.de
Können Migros und Coop noch aufholen? Kearney sieht jedenfalls dringenden Bedarf. «Der Markteintritt von Technologie-Unternehmen bringt neue Risiken für etablierte Einzelhändler, auf die nur mit disruptiven Innovationen, die einen Unterschied im Einkaufserlebnis machen, reagiert werden kann», schreibt Adrian Kirste, ein Partner der internationalen Managementberatung.

Lob für Öko-Label

Nicht nur die beiden Schweizer Topplayer, sondern alle Detailhändler im deutschsprachigen Raum müssten «jetzt handeln und innovativ sein, wenn sie nicht relevante Marktteilnehmer an die mutige und kreative Konkurrenz verlieren wollen».
Die Schweizer Riesen setzten inzwischen immerhin auf Themen wie Blockchain, und auch der Fokus auf Öko-Label wird lobend erwähnt.
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