Jetzt steht auch Nestlé am ukrainischen Pranger
Der Schweizer Konzern lasse die Russen spüren, dass sie trotz ihrer Kriegsverbrechen noch zum Weltmarkt gehören – so eine Erklärung der Regierung in Kiew.
3.11.2023«Sponsoren des Krieges»: Das ist eine Liste, welche die Regierung in Kiew führt. Sie will Konzerne stigmatisieren, die sich allzu sehr mit Russland beziehungsweise mit dem Putin-Regime arrangiert haben.
Seit gestern findet sich auch Nestlé unter diesen «International Sponsors of War». «Nestlé ist weiterhin im Aggressorstaat tätig, versorgt dessen Bevölkerung mit Waren und erweitert seine Produktionsbasis im Land», erklärte das Amt für Korruptionsprävention der ukrainischen Regierung dazu.
Bislang konnte sich der Schweizer Konzern draussen halten – während die Hersteller Mondelez, Unilever, Procter & Gamble, Yves Rocher, Bacardi und Bonduelle sowie die Handels-Konzerne Metro und Auchan längst dort angeprangert wurden.
Kriegsgewinnler oder Grundversorger?
Die Lebensmittelhersteller können sich zwar darauf berufen, eine gewisse Versorgung der unbeteiligten Bevölkerung in Russland zu bieten – was ein legitimes Anliegen ist. Deshalb hatte auch Nestlé gezögert, nachdem das Putin-Regime den Krieg im Februar 2022 vom Zaun gebrochen hatte. Dann, im März 2022, reduzierte der Schweizer Konzern das Russlandgeschäft auf einige wesentliche Produkte wie Grundnahrungsmittel und medizinische Tiernahrung – und machte deshalb einen Abschreiber von satten 70 Millionen Franken.
Seither wurde aber bekannt, dass die verbliebenen Hersteller teilweise sogar von der schwierigen Lage profitierten. Die Wirtschaftsagentur «Bloomberg» zeigte im Sommer mit Beispielen von Mars, PepsiCo und Mondelez auf, wie die Markenartikler ihre Umsätze im Aggressorstaat deutlich steigern konnten. «In jeder Krise gibt es auch Gewinner», zitierte «Bloomberg» dazu eine Analystin von S&P Global Market Intelligence.
- Unilever will nicht mehr so 'woke' sein: CEO Hein Schumacher findet, dass zu viele soziale Ansprüche die Marken verwässert haben.
Gestern nun erklärten die Ukrainer die «Zuwahl» der Schweizer auf die Prangerliste auch mit dem Argument: Nestlé zeige Russland mit seiner anhaltenden Präsenz, «dass es trotz der zahlreichen Kriegsverbrechen in der Ukraine weiterhin in den Weltmarkt integriert ist.» Gegenüber der Nachrichtenagentur SDA erklärte Nestlé wiederum, man stehe «an der Seite des ukrainischen Volkes»; und man habe das Portfolio in Russland massiv reduziert.
Rechtliche Konsequenzen hat die Anprangerung nicht. Allerdings kann sie je nach öffentlicher Debatte Konsequenzen in anderen Märkten Konsequenzen haben. Nachdem etwa Mondelez von der Ukraine angeprangert wurde, verspürte der Snack-Konzern Reaktionen in Skandinavien, inklusive dem Absprung von Grosskunden.
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