Laborfleisch: Aleph Farms will jetzt Bewilligung in Grossbritannien
Dort wittert die Partnerfirma der Migros grosses Potential. Auch weil die Bevölkerung vergleichsweise offen ist gegenüber kultiviertem Fleisch.
6.08.2023Ende Juli beantragte das israelische Startup Aleph Farms in der Schweiz eine Bewilligung für den Verkauf von kultivierten Fleisch; es war der erste solche Schritt in Europa.
Die Firma plant, seine «Aleph Cuts» gemeinsam mit der Migros auf den Markt zu bringen, also Rindfleisch-Steaks aus In-Vitro-Zucht. Nun folgte der nächste Schritt – ebenfalls ausserhalb der EU: Aleph Farm hat bei der britischen Food Standards Agency ein Gesuch für die Lancierung von In-Vitro-Rindfleisch eingereicht.
80 Prozent würden das testen
Didier Toubia, der CEO der Firma, rechnet damit, dass es einige Jahre dauern wird, bis er in Grossbritannien eine offizielle Bewilligung hat. Dennoch sei das Potential «signifikant». Und er sei zuversichtlich, gemeinsam mit den Behörden das nötige Vertrauen in der Bevölkerung aufbauen zu können.
Im Hintergrund steht, dass die britische Bevölkerung laut Umfragen recht offen ist für die neuartige Produktionsform. Rund 40 Prozent gaben an, «sehr wahrscheinlich» kultuviertes Fleisch testen zu wollen; und nochmals 40 Prozent würden so eine Degustation in Erwägung ziehen («would consider»). Damit sind die Werte auf den britischen Inseln deutlich höher als in Deutschland.
In Singapur ist Laborfleisch bereits seit Dezember 2020 auf dem Markt. In den USA erhielten zwei Produzenten im vergangenen Frühjahr eine Bewilligung für den Verkauf von Poulet-Stücken aus der Petri-Schale. Auch Aleph Farms hat eine Zulassung in den USA beantragt; dort will das Unternehmen nächstes Jahr starten.
Die zuständige EU-Behörde hat indes bislang noch keinen Antrag für eine Prüfung von In-Vitro-Fleischprodukten erhalten; und auch der britschen FSA sowie dem Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen liegt bislang lediglich das Dossier von Aleph Farms vor.
3 bis 5 Jahre in der Schweiz
Hierzulande will das Startup mit der Migros seine «Aleph Cuts» – also Rindfleisch-Steaks aus Zellzuchten – lancieren. Ein Starttermin wurde allerdings noch nicht genannt. Die Migros ist seit 2019 am israelischen Unternehmen beteiligt.
Im «Migros Magazin» von Ende Juli nahm Matthew Robin, der Geschäftsführer der Migros-Industriegruppe Elsa, Stellung zur Markteinführung: «Ich denke, das dauert noch drei bis fünf Jahre», so Robin zur Zeitplanung. «Zu Beginn sind vermutlich nur Degustationen möglich – bis es eine volle Zulassung gibt.»
In Kemptthal bei Winterthur entwickelt die Migros mit Givaudan und Bühler eine Pilotanlage für kultiviertes Fleisch. Laut «Migros Magazin» dürften dort noch dieses Jahr erste Start-ups einziehen. Die Migros-Industrie wird dann auf der Basis der Erfahrungen entscheiden, ob sie in drei bis fünf Jahren selbst in diese Art von Fleischproduktion einsteigen will
Für die «Aleph Cuts» wird zuerst einmal eine Vermarktung über die Gastronomie angestrebt. Dies ist – wegen der hohen Produktionskosten – derzeit der Standard bei der Einführung von Alternativ-Fleisch-Produkten.
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