Lidl: Schwarz Gruppe schluckt Deutschlands grösstes Pasta-Werk

Fabriken vor Shops – die Industrie-Expansion des Lidl-Mutterkonzerns geht Schlag auf Schlag.

27.09.2022
image
«Deutschlands erster Nudelmacher»: Teigwaren-Herstellung bei der Erfurter Teigwaren GmbH   |   Bild: PD
Am 13. September wurde bekannt, dass die Schwarz-Gruppe eine Papierfabrik in der Nähe von Karlsruhe übernimmt; das Werk mit 440 Mitarbeitern kann jährlich etwa 530'000 Tonnen produzieren.
Am 22. September wurde bekannt, dass das Lidl- und Kaufland-Mutterhaus eine neue Fabrik zur Verarbeitung von Nüssen und Trockenfrüchten baut. Sie kommt neben eine Kaffeerösterei in Rheine, Nordrhein-Westfalen, die selber erst im Frühjahr eröffnet worden war.
Und heute, am 27. September, wurde bekannt, dass Schwarz die Nudelfabrik in Erfurt übernimmt. Das ist nicht irgendeine Pasta-Manufaktur, sondern das grösste Werk dieser Art in Deutschland.

1/8 des Pastamarktes

Es produziert rund 100'000 Tonnen pro Jahr; laut Angaben des «Handelsblatts» deckt es einen Achtel des deutschen Pasta-Marktes ab und erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von 70 Millionen Euro.
Kurz: Es wird immer offensichtlicher, dass die Schwarz-Gruppe die aktuelle Krise nützt, um Hersteller zu erwerben und den Konzern industriell auszubauen– einerseits. Und andererseits, dass das diskrete Management durch die Lieferketten-Probleme dazu bewogen wurde, die Beschaffung stärker in die eigenen Hände zu nehmen.

Lidl rules the waves

Ein spektakulärer Höhepunkt hier wurde im Frühjahr erreicht: Da gründete der Detailhändler aus dem Schwabenland auch eine Reederei. Mittlerweile ziehen drei Containerschiffe für Lidl über die Weltmeere.
«Auch in Erfurt wollen wir uns langfristig engagieren», erklärte Jörg Aldenkott, der Vorstandsvorsitzende der Schwarz-Produktion, heute gegenüber dem MDR. Grund für den Kauf der Erfurter Teigwaren GmbH sei gewesen, dass die Besitzerin – die Private-Equity-Firma QVM Privatkapital – einfach einen Käufer suchte. Und Lidl wie auch Kaufland hatten schon zuvor Nudeln aus Erfurt bezogen.

17 Standorte – und mehr

Derzeit weist Schwarz Produktion in Deutschland 4'500 Stellen aus; im Grössenvergleich zu Migros Industrie zeigt sich also, dass hier noch viel aufzubauen wäre, damit ein ähnliches Verhältnis von Industrie- zu Handels-Manpower hergestellt ist. Aber momentan ist eines klar: Es geht in diese Richtung.
«17 Standorte und wir planen noch weitere», verkündet Schwarz Produktion auf der Website.
Und nach der Übernahme des Papierwerks bei Karlsruhe hatte Jörg Aldenkott der «Lebensmittelzeitung» gesagt: «Uns ist es besonders wichtig, die Versorgung der Handelssparten der Schwarz Gruppe mit nachhaltigen Produkten und Materialien abzusichern.»
  • food
  • industrie
  • lidl
  • handel
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Aldi UK lanciert stapelbare Weinflaschen

Weinflaschen sind traditionell rund – aber nicht bei Aldi im Vereinigten Königreich. Dort sind sie neuerdings flach. Und sie sind aus aus Recycling-Pet.

image

Fenaco: Noch ein Rücktritt in der Geschäftsleitung

Heinz Mollet, der Chef der Division Agrar, geht in den vorzeitigen Ruhestand. Aber erst Ende 2025.

image

Roger Wehrli wird Direktor von Chocosuisse und Biscosuisse

Der Nachfolger von Urs Furrer kommt von Economiesuisse.

image

Rewe eröffnet erste rein vegane Filiale

Deutschlands zweitgrösste Supermarkt-Kette zielt auf die Vorlieben der Berliner Party-People.

image

Trendwende beim Nutriscore: Auch Migros und Emmi prüfen Abkehr

Die Ernährungs-Erziehungs-Ampel-System macht offenbar zuwenig Sinn.

image

Cremo holt neuen Marketing-Chef

Patrick Th. Onken soll die Marken des Milchverarbeiters ausbauen und näher zu den Kunden führen.