Nach dem Tod der Queen: Hoflieferanten bangen um ihr Privileg

In den nächsten zwei Jahren werden 620 Träger des «Royal Warrant» überprüft. Das dürfte auch Bewegung in die britische Marken-Landschaft bringen.

15.09.2022
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Walker's Shortbread aus Schottland: Auch der Bisquithersteller war Hoflieferant der Queen | Bild: PD Walker's
Die Nachricht vom Tod der Queen war für eine Gruppe besonders bitter: Her Majesty's 620 Hoflieferanten. Alle Unternehmen, die von der Queen ein «Royal Warrant» für die Belieferung der königlichen Haushalte besitzen, werden dieses Privilegs nach ihrem Ableben enthoben – mit wenigen Ausnahmen. So will es die Tradition.

«By Appointment to Her Majesty»

Zunächst folgt eine zweijährige Periode, in denen alle Produzenten und Dienstleister weiter mit dem königlichen Siegel «By Appointment to Her Majesty Queen Elizabeth II» werben dürfen. In dieser Zeit wird aber der neue König beziehungsweise sein Hofstab darüber entscheiden, wer das ruhmreiche Label weiter tragen darf – und wer nicht.
Zittern müssen auch bekannte britische Marken wie Walker's (Bisquits), Schweppes (Tonicwasser), Colman's (Senf) oder Twining's (Tee) . Aber auch internationale Konzerne wie Coca-Cola, Cadbury, Unilever und Heinz gehören zu den Bittstellern, die darauf hoffen müssen, dass ihr Royal Warrant von Charles III. erneuert werden.
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Prominent platziert: Royal Warrant auf Tee von Twining's | Bild: PD Twining's
Traditionellerweise wird das Logo mit den königlichen Insignien und dem Recht, als Hoflieferant aufzutreten, jeweils für fünf Jahre vergeben. Solange das betreffende Unternehmen an den Königshof liefert, erfolgt die Erneuerung des Status quasi automatisch. Sobald aber der jeweilige «Grantor» – in diesem Fall Königin Elizabeth II. – verstirbt, verfällt das Privileg, sich Hoflieferant nennen zu können, für alle bisherigen «Purveyors to the court».

Charles' Hoflieferanten bleiben verschont

Nachdem sowohl die Queen als auch ihr Gatte Prinz Philipp (der Duke of Edinburgh) verstorben sind, ist aktuell einzig König Charles in seiner bisherigen Funktion als Prince of Wales Grantor von Royal Warrants. Laut der Homepage der «Royal Warrants Holders Association» (RWHA), welche die Interessen der Hoflieferanten vertritt, hat Charles selber das Privileg 182 Unternehmen verliehen – zum Beispiel dem Parfumeur Floris aus London.
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Parfümeur Floris in London: Hoflieferant für die Queen und König Charles | Bild: PD RWHA
Obwohl Floris auch zu den Hoflieferanten von Queen Elizabeth gehört hatte, muss die Parfümerie nicht um ihren Status bangen: Charles' bisherige Beziehung zum Unternehmen schützt es vor der Streichung.
Gemäss der RWHA verlieren jährlich 20 bis 40 der Hoflieferanten gemäss der Fünfjahres-Regel ihren Royal Warrant. Rund 30 neue stossen jeweils dazu – aktuell beträgt die Anzahl 744. Die Neuzugänge müssen nicht nur beweisen, dass sie seit Jahren regelmässig Dienstleistungen oder Produkte an die Royals verkaufen, sondern auch, dass sie Regeln zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz aufweisen und einhalten.
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Die verstorbene Königin auf der Homepage der Hoflieferanten-Vereins | Bild: PD RWHA
Darüber, welchen Hoflieferanten der Queen ihr Sohn und Nachfolger weiterhin einen Warrant gewähren wird, wird auf den britischen Inseln bereits heftig spekuliert.
Gegenüber der BBC meint eine Marketingexpertin, dass der neue König auf eine Modernisierung des Hoflieferanten-Portfolios achten werde: «Wir werden neuere Marken sehen, die besser mit den Konsumenten verbunden sind.»
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