Peek & Cloppenburg Düsseldorf ist insolvent

Deutschlands grösster Modehändler muss unter den Schutzschirm flüchten. Die Läden bleiben geöffnet.

3.03.2023
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Erst gerade umgebaut: Neueröffnung des P&C-Standorts im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich, Oktober 2022  |  Bild: PD
Der Düsseldorfer Modekonzern Peek & Cloppenburg hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen bestätigte am Freitag eine entsprechende Meldung des «Manager Magazin». Die Covid-19-Pandemie habe zu einem massiven Umsatzeinbruch geführt, was die Liquidität sehr belastet habe, teilte das Unternehmen mit: «Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht», liess sich CEO Steffen Schüller zitieren.
Mit dem Antrag auf ein Schutzschirmverfahren wolle man sich «an die veränderten Marktbedingungen sowie weitere äussere und innere Einflussfaktoren anpassen», so die Mitteilung aus der Konzernzentrale. Die nun nötige Sanierung soll von der eigenen Geschäftsleitung durchgezogen werden, so das Ziel, unterstützt von einem Restrukturierungs-Experten.

Perfect Storm?

Die Peek & Cloppenburg KG in Düsseldorf (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Peek & Cloppenburg KG in Hamburg) führt 67 meist grossflächige Bekleidungsgeschäfte in Deutschland; die Filiale in Zürich ist der einzige Ableger in der Schweiz.
Zur Erklärung für die Notlage listet das Management – neben Covid-19 – auch allgemeine Konsum-Zurückhaltung wegen des Ukraine-Krieges auf, ferner Lieferengpässe, erhöhte Input-Kosten und steigende Zinsen.
Das Unternehmen mit knapp 7000 Angestellten investierte in den letzten zwei Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag ins Online-Geschäft. Allerdings sei inzwischen auch im E-Commerce eine grössere Kunden-Zurückhaltung zu spüren.

Freudensprung bei Zalando

Und der Fall dürfte im Übrigen recht mustergültig illustrieren, wie man als verspäteter Omnichannel-Anstreber gegenüber E-Commerce-Neustartern (Stichwort: Zalando) einen schweren Stand hat.
An der Börse machte die Zalando-Aktie nach den Problem-Berichten beim traditionellen Konkurrenten denn auch einen kleinen Freudensprung; ihr Kurs stieg bis am frühen Freitag Nachmittag um gut 4 Prozent und damit deutlich steiler als der Gesamtmarkt.

Ableger im Kanton Zug

Für die Digitalisierung gründete P&C im Herbst 2021 die JC Switzerland AG mit Sitz in Zug: Hier sollten alle Fäden der Erneuerung zusammenkommen. Der Familienkonzern erklärte damals die Gründung mit dem Ziel, «Europas führender Omnichannel-Multimarken-Händler für Fashion zu werden. Mit dem Ausbau unseres stationären Netzes von P&C, Anson‘s und Magasin und der Einführung eines kundenzentrierten digital-gesteuerten Omnichannel-Konzeptes verfolgen wir konsequent unseren Weg, um dieses Ziel zu erreichen» (mehr).
Dass das Unternehmen in stürmischem Fahrwasser segelte, war seit Längerem bekannt. Ende 2020 holte die Cloppenburg-Familie den ehemaligen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Chef Stephan Fanderl an Bord, um die Pandemie-Probleme zu entschärfen und zugleich den Weg in eine Omnichannel-Zukunft zu ebnen.
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