Rote Köpfe wegen roten Kirschen
Die Grossverteiler nehmen Schweizer Bauern die roten Kirschen nicht mehr ab. Aber verkaufen zugleich rote Kirschen aus Spanien und Italien.
6.06.2023Bild: VD Photography on Unsplash von: on UnsplashEs ist offensichtlich: Andy Steinacher ist sauer. Der Bauer, Präsident der Aargauer Obstproduzenten und SVP-Grossrat sichtete ein Coop-Inserat, das rote Kirschen anpreist – als Aktion, die Preise zu 36 Prozent reduziert. Und importiert aus Spanien und Italien.
Verärgert ist der Obstbauer aus dem Fricktal, weil er selber 60 Kirschbäume fällen musste, weil sie einen Makel hatten: Sie gaben rote Kirschen. Und die Grossverteiler – allen voran Coop – hatten ihm mitgeteilt, dass sie ab diesem Jahr nur noch schwarze Kirschen annehmen.
«Mit dem LKW durch Europa gekarrt», kommentiert Andy Steinacher nun die Coop-Offerte auf Facebook, «von einem Unternehmen, das sich immer mit Nachhaltigkeit brüstet».
«Mit Erstaunen…»: Facebook-Post von Andy Steinacher | Screenshot
Coop und Migros (und offenbar auch Fenaco) erklärten den Schweizer Bauern den Lieferstopp damals mit dem Geschmack der Kunden: «Der Schweizer Konsument wünscht nur noch schwarze Kirschen.»
Die Kommentare, die nun zu Steinachers Facebook-Kommentar eingestellt werden, haben allerdings einen anderen Akzent: Mehrfach äussern die Kunden, dass ihnen die Farbe egal sei – Hauptsache, die Kirschen kommen aus der Schweiz.
«Normen sind bekannt»
Das führt zum entscheidenden Punkt: Weshalb offeriert Coop jetzt doch rote Kirschen – aber aus dem Ausland? «Doch wenn ich sehe, dass beim Import nicht die gleichen Massstäbe angewendet werden wie bei einheimischen Kirschen, kommt mir einfach die Galle hoch», meint Bauer Steinacher in der «Aargauer Zeitung».
Die Antwort von Coop gegenüber der AZ: Bei Importkirschen würden dieselben Qualitätsanforderungen und Normen angewendet wie bei Schweizer Kirschen. «Unsere Normen sind seit längerer Zeit bekannt, diese sind klar und transparent.»
Die Normen regelten für rote wie für schwarze Kirschen anhand der Farbskala und der Grösse in erster Linie den Reifegrad. Und grundsätzlich stelle der Grossverteiler eine höhere Nachfrage nach schwarzen Kirschen fest. «Zudem beobachten wir eine Tendenz hin zu grösseren Kirschen.»
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