Shein kommt näher: Die Fast-Fashion-Kette eröffnet ersten Shop in Deutschland

Pop-up-Shops in Europa, Kleider aus rezykliertem Kunststoff: Der Aufsteiger aus China kopiert auch Marketing- und Image-Strategien.

22.07.2022
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Popsängerin Belinda zeigt ein Teil ihrer Kollektion für Shein | Bild: Instagram Belinda
Er ist der erfolgreichste unbekannte Modekonzern der Welt, er kupfert unverschämt und schnell Designs der Konkurrenz und sogar von indigenen Völkern ab, er beutet Näherinnen aus und schädigt die Umwelt mit Kunststoffen, aus denen die kopierten Klamotten günstig hergestellt werden. Soweit die Dauerkritik.
Frechheit fasziniert, auch im Fashion-Business: Der chinesische Senkrechtstarter Shine ist trotz aller Schlagzeilen weltweit im Vormarsch. Nun öffnet er seinen ersten physischen Laden im deutschsprachigen Raum, einen Pop-up-Store am Kurfürstendamm in Berlin, wie «Textilwirtschaft» berichtet. Inklusive «Workshops, eine Tauschbörse und ein Beauty-Umstyling sowie eine Eis- und Café-Bar».
In Mailand und London gab es bereits zwei Shein-Stores. Paris kam im letzten Herbst während der Modewoche zum Zug. Die USA und Kanada werden bereits seit einiger Zeit mit stationären Geschäften beackert.
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Kleiderständer im Pop-up-Store von Shein in Paris | Bild: PD Shine
Das zeigt: Man will werden wie die etablierten Modeketten. Im Frühling brachte Shein deshalb auch erste Artikel aus rezykliertem Kunststoff auf den Online-Markt – Umweltbewusstsein als Kopierware. Angesichts der Polyester-Kollektionen fragt sich allerdings, ob es sich dabei nicht um reines Greenwashing handelt.
Zuvor schon lancierte Shein Kollektionen mit dem mexikanisch-spanischen Popsternchen Belinda und – unter dem Label «EvoluShein» – eine weitere zur Unterstützung von Frauen. Kürzlich übte sich das chinesische Unternehmen zudem in sozialer Nachhaltigkeit, in Kooperation mit einem NGO namens «Or Foundation».
2012 gegründet, erreichte der Konzern aus der Stadt Guangzhou 2021 einen Umsatz von knapp 16 Milliarden Dollar (zum Vergleich: H&M, gegründet 1947, erwirtschaftete im gleichen Jahr 23 Milliarden Dollar). Der Wert des Unternehmens wird heute auf 100 Milliarden geschätzt. Seine App soll schon heute die populärste im Bereich Mode sein.
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Schon seit einem Jahr zu kaufen: Pulli von Shein | Bild: Screenshot Shine
Ein ausführlicher Bericht des Schweizer NGO Public Eye vom letzten November mit dem Titel «Wo die Billigmode der Generation TikTok genäht wird» blieb trotz massiver Vorwürfe zur Ausbetung von Näherinnen ohne konkrete Antwort aus Guangzhou: «Shein gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Kommentar ab.» Bleibt abzuwarten, wann der unbekannte Fast-Fashion-Riese Transparenz als nächstes Marketingkonzept entdeckt.
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