«Shrinkflation»: Carrefour stellt Hersteller an den Pranger
Der Retail-Riese zeichnet ab Montag alle Produkte aus, deren Packungsmenge sich verkleinert hat, ohne dass der Preis auch gesunken wäre.
8.09.2023«Bei diesem Produkt wurde das Gewicht gesenkt und der Preis unseres Lieferanten erhöht»: Solche Aufkleber kommen bei Carrefour ab Montag zum Einsatz | Bild: Carrefour«Unsere Freunde bei PepsiCo verkaufen Chips der Marke Lays, deren Packungsinhalt sie um 50 Gramm gesenkt und damit um 30 Prozent verteuert haben»: So ereiferte sich Alexandre Bompard, CEO des französischen Retailers Carrefour, auf verschiedenen Medienkanälen – etwa auf seinem X-(vormals Twitter-)-Account.
Das Beispiel mit den Kartoffelchips von Pepsi steht für die aktuell häufig betriebene Shrinkflation – also weniger Ware zum gleichen Preis. Und angeklagt sind die Grosshersteller der Supermarkt-Welt: Pepsi, Nestlé, Unilever, Coca-Cola.
Der Carrefour-Chef führt deshalb ab kommenden Montag in allen 4'000 Filalen in Frankreich Etiketten ein, die Artikel kennzeichnen, bei denen Shrinkflation betrieben wird. Insgesamt soll es 122 Produkte betreffen, sagte Bompard.
Damit sollen die Konsumenten die «zuverlässigste» Information darüber erhalten, welche Marken mit welchen ihrer Produkte diese «inakzeptablen» Handlungen vornehmen.
Der genau Wortlaut auf den orangen Etiketten: «Bei diesem Produkt wurde das Gewicht gesenkt und der Preis unseres Lieferanten erhöht.» Carrefour verpflichte sich, «diesen Preis neu zu verhandeln».
Der Detailhändler führt weitere Produktebeispiele an, die ein solches Shaming-Label erhalten werden:
- Dolce Gusto Grande Intenso Kaffeepads von Nestlé, die von 9 Gramm auf 8,3 Gramm abgebaut wurden. Preiserhöhung: 8 Prozent.
- Lipton Ice Tea von PepsiCo in Flaschen, die von 1,5 auf 1,25 Liter reduziert wurden. Preiserhöhung: 40 Prozent
- Amora Mayonnaise von Unilever: Reduktion von 470 auf 385 Gramm. Preiserhöhung: 35 Prozent.
Laut dem Fernsehsender «BFM-TV» eilt Carrefour damit einem Gesetzentwurf voraus, der Anfang Oktober vorgelegt werden soll: Er will die Industrie verpflichten, Reduktionen von Produktemengen deutlich sichtbar anzuzeigen, wenn sie die gleiche Verpackung beibehalten.
Die neue Regelung kündigte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire kürzlich an und nannte «Shrinkflation» einen «Schwindel».
Eine Gegenreaktion kam vom französischen Lebensmittelverbands Ania. Dessen Vorsitzender Jean-Philippe André wurde in «Le Figaro» zitiert: «Es ist sehr heuchlerisch zu sagen, dass es sich um einen Betrug handelt. Die Händler haben diese Produkte als solche akzeptiert.» Die Schrumpfung sei im übrigen eine unübliche Praxis. In einem Supermarkt gebe es etwa 20'000 Lebensmittelartikel. Unter den Verdacht von Shrinkflation würden aber nur 0,2 Prozent aller Produkte fallen.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Waterdrop: Ricola steigt bei Drinks-Startup ein
Der Schweizer Kräuterbonbon-Spezialist und der österreichische Brausewürfel-Hersteller teilen gemeinsame Werte – und USA-Pläne.
Hero greift in Grossbritannien zu
Die Lenzburger übernehmen Delicously Ella – und wollen der jungen britischen Marke ins globale Geschäft verhelfen.
Budget bis 2029 gesetzt: Galaxus setzt weiter aufs Ausland
Die Migros stellte die Europa-Strategie des Online-Händlers auf den Prüfstand – und glaubt daran. Vor allem an Deutschland.
Die Firma Zweifel emanzipiert sich von der Kartoffel
Aus «Zweifel Pomy-Chips» wird «Zweifel Chips & Snacks AG». Denn Zweifel ist auch süss und für vielfältige Snacks zu haben.
Rossmann startet Schweiz-Expansion im Emmen Center
Die deutsche Drogeriekette wird noch dieses Jahr ein Geschäft mit rund 500 Quadratmeter Fläche und bis zu 15 Mitarbeitern eröffnen.
Bericht: Breuninger soll verkauft werden
Und Globus-Mutter Central Group habe Interesse am Mode-Warenhaus-Konzern aus Baden-Württemberg signalisiert.