Diese App sucht für jedes Produkt den günstigsten Supermarkt-Preis

In Portugal entwickelten drei Tüftler eine Art Suchmaschine für aktuelle Preise von Alltagsgütern.

2.03.2021
letzte Aktualisierung: 26.01.2024
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Am Ende hat man eine Einkaufsliste inklusive den Läden, wo was am günstigsten ist   |   Bild: Supersave
Die Idee ist ebenso banal wie überzeugend: In Portugal gibt es jetzt eine App, in der man zu jedem Produkt den günstigsten Anbieter findet. Conditioner von Pantène? Gehst du zu Auchan. Äpfel Pink Lady? Sind am billigsten bei Intermarché. Und so weiter.
Die App namens Supersave ist eine Art Suchmaschine für Preise. Respektive ein digitaler Meta-Discounter. Das Programm bietet momentan die Preise von fünf grossen Ketten in Portugal; zwei weitere sollen demnächst folgen.
Interessant ist dabei erstens, dass die Entwickler von Supersave – offenbar drei junge Nerds mit IT-Abschluss – die Preise gar nicht in freundlicher Zusammenarbeit mit den Detailhändlern erlangen. Sondern ihre Algorithmen grasen einfach die öffentlichen Daten der Online-Plattformen ab.
«Um sicherzustellen, dass die Preise immer aktuell sind, indexieren unsere Server täglich um Mitternacht die Produktlinks von jedem Supermarkt und suchen nach Änderungen und Aktionen», erklärte João Veloso – einer der Supersave-Gründer – der Wirtschaftszeitung «Dinheiro Vivo» in Lissabon.

Geschäftsmodell Inflationshilfe

Interessant ist zweitens, dass das Trio gar nicht recht weiss, welches Geschäftsmodell es hat: Die App ist gratis, die Eigenentwicklung ist derzeit nicht finanziert – motiviert wurden João Veloso und seine Kolleginnen Rita Rebelo und Martim Vieira vom Wunsch, ärmeren Leuten Unterstützung zu bieten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten.
Insofern erscheint das Projekt auf den ersten Blick vielleicht als wacklige Sache. Die Preise basieren auf Online-Angaben – hier kann es Gräben zu den Preisen in diversen Regionen und diversen stationären Geschäften geben. Hinzu kommt, dass die Crawler von Supersave zwar auch nach Aktionen fahnden (und diese herausstreichen); aber hier sind die Daten bekanntlich rasch überholt, und erneut können lokale Besonderheiten nicht berücksichtigt werden.

Es gibt Muster

Aber das Programm hat auch vor allem den E-Food-Commerce im Visier: Es verlinkt direkt zu den Online-Shops. So dass man die Ware aus dem Einkaufszettel auch einfach digital bestellen kann; halt nicht wie üblich von einem Lieferanten, sondern bei zwei, drei oder vier. Preisoptimiert.
Im stationären Handel entspricht es natürlich kaum dem gängigen Verhalten, vom Teigwaren-Schnäppchen zum Duschgel-Schnäppchen zum Rotwein-Schäppchen dreimal den Laden zu wechseln.
Aber wenn man sich auf der App seine Einkaufsliste zusammenstellt (per Laptop ist das übrigens auch möglich), wird durchaus auch ein Muster sichtbar, das etwas Orientierung bietet für den Laden-Einkauf: Für Obst und Gemüse besser zu Intermarché; für Reinigungsmittel besser zu Pingo Doce.
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Links Shops, in der Mitte Produkte, rechts die Einkaufsliste: Desktop-Darstellung von Supersave.
Und wer dann seinen Wochenbedarf auf zwei Gross-Einkäufe aufteilt, kann sich mit dieser technischen Hilfe tatsächlich einen intelligenten und sparsamen Ablauf zusammenstellen.
Die Erfinder entwickeln nun weiter und holen dabei insbesondere Tipps der «Crowd» ein. «Das Feedback unserer Benutzer ist entscheidend», sagte João Veloso: «Alle Kritiken und Anregungen werden gelesen. Tatsächlich wurden bereits viele Features integriert, die aus Nutzervorschlägen entstanden sind.»
Denn eines ist auch sicher: Sollte die App bei den Usern einschlagen, wird auch die Umsetzung in ein Geschäftsmodell gut möglich. Und obendrein könnten die drei Entwickler ihre gute Absicht – Hilfe zu bieten in immer teureren Zeiten – dann nochmals fördern: nämlich indem ihre App bei der Preisgestaltung eine gewisse Wirkung entfaltet.

  • Hattip: «European Supermarket Magazine».

  • e-commerce
  • handel
  • inflation
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