Deutsche Post stellt Prospektebündel «Einkaufaktuell» ein

Sie begründet das Ende der Werbeangebots mit zu hohen Kosten für Papier, Energie und Personal. Greenpeace begrüsst den Schritt als Symbol für die «überholte deutsche Wegwerfgesellschaft».

4.07.2023
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Zusteller mit «Einkaufaktuell» | Bild: PD DHL Group
Die DHL Group (so heisst die ehemalige «Deutsche Post DHL Group» seit gestern offiziell) stellt ihr Format «Einkaufaktuell» nach 20 Jahren per 1. April 2024 ein. Das Prospektebündel, das samstäglich an bis zu 18 Millionen Haushalte verteilt wurde, habe in den letzten Jahren einen spürbaren Nachfragerückgang erlebt, so die DHL Group in einer Mitteilung.
Gründe für die Einstellung seien auch die gestiegenen Kosten: «Inflation, höhere Energie- und Papierpreise und steigende Personalkosten haben die Produktion und den Vertrieb dieses Produkts drastisch verteuert.» Immer mehr Unternehmen hätten aufgrund von Pandemie, Konsumzurückhaltung sowie Nachhaltigkeitsüberlegungen ihre Werbeausgaben für Prospektwerbung reduziert und diese digitalisiert.
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Physisches Dialogmarketing bleibe weiterhin wichtiger Bestandteil des Deutsche Post-Geschäfts, wird Marketingchef Benjamin Rasch zitiert. Man sei sich bewusst, dass «andere Branchen weiter auf papiergebundene Werbepost wie Print-Mailings und anlassbezogene und kurzfristige Flyer setzen, weil diese nach wie vor eine hohe Werbewirksamkeit erzielen und bei vielen Kunden beliebt sind».
Rewe verschickt seinen letzten «Handzettel»
Der deutsche Einzelhändler Rewe hat letzte Woche seinen letzten «Handzettel» (steht für: Aktionsflyer) verschickt. «Das notwendige Durchhaltevermögen» zum vollständigen Umstieg auf digitale Werbeformen wünscht auf LinkedIn Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel.
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Letzer Aktionsflyer von Rewe | Bild: LinkedIn / Prof. Stephan Rüschen
Der Experte hofft, dass der Schritt von Rewe «unumkehrbar» sei und bedauert, dass «andere Wettbewerber im LEH (Lebensmittel-Einzelhandel, die Red.) bisher nicht folgen». Die Branche verschicke in Deutschland heute noch geschätzte 200 Millionen Handzettel pro Woche.
Das wöchentliche Werbemedium der Post enthält regionale Einkaufstipps, verbunden mit einem aktuellen TV-Programm, und informiert über Sortiment und aktuelle Sonderangebote der lokalen Detailhändler. Lange Zeit habe «Einkaufaktuell» laut Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den meistgenutzten wöchentlichen Printpublikationen in Deutschland gehört, schreibt die DHL Group.

«Symbol für die Wegwerfgesellschaft»

Das Ende des Werbeangebots der Deutschen Post befeuert die seit letztem Jahr verstärkte Diskussion über die Sinnhaftigkeit der so genannten «Schweinebauch»-Prospekte der deutschen Einzelhändler. Die Frage nach der Umweltfreundlichkeit von Werbeflyern führte zuletzt auch in der Schweiz zum Wechsel zu digitalen Kanälen als Anzeigenmedien, zum Beispiel bei Aldi Suisse.
Positiv aufgenommen wird das Ende der Anzeigenhüller von der Umwelt-NGO Greenpeace. «Einkaufaktuell» sei ein Symbol «für die überholte deutsche Wegwerfgesellschaft», wird Viola Wohlgemuth von Greenpeace Deutschland auf der «Tagesschau»-Website zitiert. «Eine nicht zielgerichtete Printwerbung führt dazu, dass Unmengen an Papier ungelesen in den Mülleimer wandern.» Das sei eine Verschwendung, die man sich im Kampf gegen die Klima- und Ressourcenkrise nicht leisten könne.
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