Edeka: Die Händler verweigern sich dem Shrinkflation-Pranger
Die Zentrale des deutschen Retail-Riesen wollte «Shrinkflation» durch Hersteller in den Regalen ausweisen. Aber so einfach ist das offenbar nicht.
11.12.2023Zwei grosse europäische Retailer inszenierten sich diesen Herbst als Kämpfer gegen die versteckte Teuerung der Markenartikler respektive gegen die «Schrumpflation»: Carrefour und Edeka. Beide meldeten, dass sie es künftig mit Etiketten an den Regalen anprangern, wenn ein Lieferant die Verpackung verkleinert hat, ohne den Preis zu senken.
In Deutschland stellte sich die Konsumentenorganisation Foodwatch nun allerdings nach zwei Monaten eine Frage: Wo sind die Inflations-Warnsticker geblieben? Und eine stichprobenartige Nachfrage bei 50 Edeka-Filialen ergab in der Tat: Kein einziger Supermarkt konnte bestätigen, dass er solche Kennzeichnungen eingeführt hatte.
Im Hintergrund steht, dass die Händler der Edeka-Genossenschaft zumeist selbstständig sind – und diesen Unternehmern vor Ort war die Aktion der Zentrale offenbar nicht geheuer. Mehr noch: Ein Grossteil der Märkte habe gar nichts vom Projekt der Konzernleitung in Hamburg gewusst, meldet Foodwatch. Acht der befragten Händler lehnten die Aktion auch kategorisch ab.
«Vereinzelt»
Edeka hatte Anfang November auf Anfrage nochmals erklärt, man habe Vorlagen für Warnhinweise entwickelt, welche die Fillialmanager einsetzen könnten. Der zu Edeka gehörende Discounter Netto erklärte gegenüber Foodwatch, entsprechende Kennzeichnungen vereinzelt in seinen Filialen zu testen.
Jetzt machten aber weder Edeka noch Netto Angaben zur Anzahl der Filialen, in denen die Kennzeichnung zum Einsatz kommt. Unbeantwortet blieb auch die Frage, ob bei Edeka-Eigenmarken ebenfalls vor Shrinkflation gewarnt wird.
Was ahnen lässt: Der Kampf gegen den Preisdruck der Markenhersteller, den gerade Edeka sehr sichtbar führt, ist teils wohl vor allem ein Kampf ums eigene Image. Oder, wie es Foodwatch-Mann Manuel Wiemann nennt: «ein PR-Stunt».
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