Europazentrale, Marktplätze, Pop-ups: Shein macht massiv Druck
Der chinesische Billigtextiler setzt zum definitiven Sprung in andere Märkte an und macht neuerdings auf nachhaltig.
15.05.2023Eröffnung der Shein-Zentrale für Europa, den Mittleren Osten und Afrika in Dublin | Bild: PD SheinBrasilien, USA, Europa, der Mittlere Osten, Afrika: Die Stossrichtung des chinesischen Textilhändlers Shein ist klar. Vor einem Monat eröffnete er seinen ersten Marktplatz in Brasilien. Dort können lokale und internationale Hersteller und Händler bereits ihre Waren vertreiben. Die USA erhalten als nächstes Land ihren Shein-Marktplatz. Weitere Destinationen in Europa sind vorgesehen.
Gleichzeitig hat der Konzern letzte Woche in Dublin eine Zentrale für seine Aktivitäten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika eröffnet. Das neue Hauptquartier soll als «strategisches IT-Drehkreuz für die EMEA-Region und als Herzstück der Shein-Aktivitäten in der Region fungieren», so das Unternehmen.
Pop-up-Läden als stationäre Testkanäle
Weiter kündigte es den Aufbau von 30 Pop-up-Läden in dieser Wirtschaftsregion an. Shein hat in den letzten Jahren in Europa bereits mehrere Kurzfrist-Stores betrieben, so in Berlin, Birmingham oder aktuell im irischen Cork. Wie die «Aargauer Zeitung» im Januar meldete, sucht Shein auch in der Schweiz nach einem möglichen Standort.
Dass der chinesische Konzern verstärkt auf Marktplätze setzt, auf denen fremde Hersteller und Brands ihre Ware am eigenen virtuellen Stand verkaufen können, ist kein Zufall: Shein kann damit den hellen Schein lokaler und internationaler Marken nutzen, um sein bisher wenig schmeichelhaftes Image bezüglich Qualität und Nachhaltigkeit zu verbessern. Zudem winken auf Online-Marktplätzen gegenwärtig die höchsten Wachstumsraten.
«Crazy Fashion»
Auf seinen eigenen Marktplätzen hat der Händler einen Vorteil: Er kann von Beginn weg eine Markenvielfalt vortäuschen, besitzt er doch selber eine Reihe von Untermarken wie Romwe oder Emery Rose, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.
Romwe etwa wird unter Tiktokern gehypt – als «crazy fashion», wobei die Unterschiede zu den anderen Marken fliessend sind. Und wobei die Artikel sowieso meist aus denselben Quellen stammen.
«Weltweiter Marktführer»
Die Chinesen haben hohe Ziele für die kommenden Jahre. So gibt es Pläne, 2024 in den USA an die Börse zu gehen. In Sachen Nachhaltigkeit wollen sie ebenfalls aufholen und – laut einer aktuellen Medienmitteilung – «weltweiter Marktführer bei der Wiederverwertung überschüssiger Lagerbestände der Industrie» durch Technologien für die Kreislaufwirtschaft werden.
Damit einher gehen könnte ein Wandel des Billigheimers Shein zu einem Middle-of-the-road-Anbieter, der von der Öffentlichkeit als Modegeschäft wahrgenommen wird, das Zara, H&M oder Uniqlo in Sachen Qualität und Nachhaltigkeitsaktivitäten ebenbürtig ist. Ziel: in zwei Jahren mehr umzusetzen als diese drei Konkurrenten zusammen, nämlich 60 Milliarden Franken.
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