Vertical-Farming: Infarm plant Ausstieg aus Europa

Die hohen Energiepreise treiben den Gewächshaus-Konzern in wärmere Gegenden.

16.05.2023
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Kräuteranbau bei Infarm  | Bild: PD Infarm / diephotodesigner.de
Nicht nur die Hersteller von Alternativ-Milch und Ersatz-Fleisch geraten in diesen Zeiten höherer Zinsen und höherer Preise unter Druck: Auch im Vertical-Farming wird der Boden wackliger.
Einen Hinweis bot der Marktführer Infarm bereits Ende letzten Jahres: Da wurde bekannt, dass das Berliner Unternehmen die Hälfte seiner Belegschaft entlassen muss. Nun kommt ein weiteres Signal: Infarm soll zehn Jahre nach seiner Gründung den Rückzug aus Europa planen. Von den weltweit einst 950 Mitarbeitenden könnten am Ende nur noch 80 in europäischen Ländern verbleiben. Dies meldet das «Handelsblatt»; Deutschlands Wirtschaftszeitung beruft sich dabei auf anonyme Insider.

Fernziel Nahost

Der Hauptgrund liegt in diesem Fall bei den hohen Energiepreisen. Das Indoor-Farming ist sehr energieintensiv, und so liegt eine Verlagerung in Weltgegenden mit tieferen Strom-, Gas- und Ölpreisen nahe. Eine Option sei der Mittlere Osten, so der Bericht.
Infarm, 2013 in Berlin gegründet, zählt auch den katarischen Staatsfonds QIA zu den Investoren.
Vor zwei Jahren wurde das Unternehmen noch als «Einhorn» mit einem Wert von über 1 Milliarde Dollar bewertet – als erstes deutsches Food-Startup. Seit 2018 hat es auch in der Schweiz einen Ableger. Einziger Zeichnungsberechtigter der Tochterfirma mit Standort Spreitenbach ist der singapurische Staatsangehörige Sudhanshu Sarronwala mit Wohnsitz in Genf, der auch als Chief Impact Officer von Infarm amtet.

Vertical Farming: Problem Energie

Experten machen sich seit dem Anstieg der Energie- und insbesondere Strompreise Sorgen zur Zukunft der vertikalen Landwirtschaft. Hydroponische Anlagen in vertikalen Gewächshäusern würden im Vergleich zur Freilandproduktion achtzigmal mehr Energie verbrauchen (hier, hier).
Deshalb sei Vertical Farming nur sinnvoll, wenn die dazu nötige Energie nachhaltig erzeugt würde. Auch Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, sieht für die Anbauweise vor allem «Hürden in Bezug auf den Energieverbrauch» (hier). Man müsse für Vertical Farming einen besonderen Fokus auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit legen.

  • Zum Thema: In Schlieren wird eine vertikale Farm ins Wohnquartier gestellt.

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